Glaubst du wirklich?
  Das Henochbuch
 
Einleitung.
Cap. 1—5. Cap. 1. Segenswort Henochs, wie er die Auserwählten und Ge-
rechten segnete, die am Tage der Trübsal vorhanden sein werden (der
bestimmt ist), alle Bösen und Gottlosen zu entfernen. 2 Und Henoch 5
hob nun an (seinen Spruch) und sprach, ein gerechter Mann, dem die
Augen von Gott geöffnet waren, dass er das Gesicht des Heiligen in
den Himmeln sah, welches mir die Engel zeigten; und von ihnen hörte
ich alles und verstand, was ich sah, doch nicht für dieses Geschlecht,
sondern für das künftige, ferne. 3 Von den Auserwählten sprach ich 10
und über sie hob ich an den Spruch: »Der Heilige und Grosse wird
aus seiner Wohnung hervorgehen, 4 und der Gott der Welt [und er]
wird von da auf den Berg Sinai treten und inmitten seiner Heerschaaren
erscheinen und in der Stärke seiner Macht vom Himmel sich zeigen.
5 Und alle werden sich fürchten, und die Wächter werden beben, und 15
Furcht und gewaltiges Zittern wird sie ergreifen bis an die Enden der
Erde. 6 Und die hochragenden Berge werden erschüttert werden,
und die hohen Hügel werden niedrig werden und werden schmelzen
wie Wachs vor der Flamme. 7 Und die Erde wird bersten und alles
was auf der Erde ist wird umkommen, und ein Gericht wird über alle 20
stattfinden [und über alle Gerechten]. 8 Den Gerechten aber wird er
Frieden schaffen und die Auserwählten behüten, und Gnade wird über
ihnen walten, und sie werden alle Gott angehören; es wird ihnen wohl
gehen, und sie werden gesegnet sein, und das Licht Gottes wird ihnen
leuchten. 9 Und siehe! er ist gekommen mit zehntausend Heiligen,
Gericht zu halten über sie, und er wird die Gottlosen verderben und 5
wird alles Fleisch zurechtweisen um alles das, was die Sünder und
Gottlosen gegen ihn gethan und begangen haben.
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Cap. 2. Beobachtet alle Dinge am Himmel, wie die Lichter am
Himmel ihre Bahnen nicht ändern, wie alle aufgehen und untergehen,
alle genau zu ihrer Zeit, ohne ihre Ordnung zu überschreiten! 2 Sehet 10
die Erde an und merket auf die Dinge, die auf ihr geschehen vom An-
fang bis zum Ende, wie kein Werk Gottes in seinem Erscheinen der
Veränderung unterworfen ist! 3 Betrachtet den Sommer und Winter,
wie die ganze Erde voll Wasser ist, und Gewölk, Thau und Regen
über ihr lagern! 15
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Cap. 3. Beobachtet und sehet alle Bäume, wie sie dürr und all
ihrer Blätter beraubt erscheinen, ausser vierzehn Bäumen, die ihr Laub
nicht verlieren, (sondern) beim alten verharren bis das neue kommt, zwei
bis drei Jahre lang.
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Cap. 4. Und beobachtet wiederum die Tage des Sommers, wie die 20
Sonne im Anfang derselben über ihr (der Erde) steht, und ihr sucht
dann einen kühlen Ort und Schatten vor der Sonnenhitze, und die Erde
ist brennend heiss infolge der Glut, sodass ihr weder auf den Boden
noch auf Felsgestein zu treten vermögt wegen ihrer Hitze.
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Cap. 5. Beobachtet, wie die Bäume sich mit dem Grün der Blätter 25
bedecken und Frucht tragen, und merket auf alles und erkennet, wie
dieses alles für euch gemacht hat, der da ewig lebt; 2 und wie seine
Werke vor ihm jedes Jahr geschehen, und alle seine Werke ihm dienen
und sich nicht ändern, sondern wie Gott es bestimmt hat, so geschieht
alles. 3 Sehet, wie die Meere und Flüsse zusammen ihr Werk voll-
bringen. 4 Ihr aber habt nicht ausgeharrt und das Gebot des Herrn
nicht erfüllt, sondern übertreten und mit stolzen und trotzigen Worten
aus dem Munde eurer Unreinheit seine Majestät geschmäht. Ihr Hart- 5
herzigen, ihr werdet keinen Frieden haben! 5 Und darum werdet ihr
eure Tage verfluchen und der Jahre eures Lebens verlustig gehen,
und (die Jahre eures Verderbens) werden sich mehren in kraft eines
ewigen Fluches, und ihr werdet keine Gnade finden. 6 Und in jenen
Tagen werdet ihr euren Namen hergeben zu einem ewigen Fluche für 10
alle Gerechten, und sie werden euch Sünder immer verfluchen und bei
euch zusammen mit den Sündern (r. bei euch Sündern schwören).
7 Und den Auserwählten wird Licht und Freude und Friede zu teil
werden, und sie werden das Land ererben, euch jedoch, ihr Gottlosen,
wird der Fluch treffen. 8 Und dann wird den Auserwählten Weisheit 15
verliehen werden, und sie alle werden leben und nicht mehr sündigen,
weder aus Lässigkeit noch aus Übermut, sondern es werden demütig
sein, die da Weisheit besitzen. 9 Sie werden nicht wieder sündigen
noch Strafe zu leiden haben ihr ganzes Leben lang und werden nicht
sterben durch Plagen und Zorngericht, sondern die Zahl ihrer Lebens- 20
tage vollenden, und ihr Leben wird zu (hohem) Alter kommen in Frieden,
und der Jahre ihrer Freude werden viele sein in ewiger Wonne und
Frieden, alle Tage ihres Lebens.«
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Cap. 6.2. und es sahen sie die Engel, die Söhne der Himmel, und sie begehrten
ihrer und sprachen untereinander: »Wohlan, wir wollen uns Weiber
auswählen aus den Menschenkindern und uns Kinder erzeugen!« 3 Da
sprach zu ihnen Semjaza, der ihr Oberster war: »Ich fürchte, ihr dürftet
vielleicht keinen Gefallen daran finden, dass diese That ausgeführt 5
werde, und ich werde allein für eine grosse Sünde büssen müssen«.
4 Sie aber antworteten ihm alle: »Wir wollen alle einen Eid schwören
und alle einander durch Verwünschung verpflichten, diesen Plan nicht
aufzugeben, vielmehr [diesen Plan] zur That werden zu lassen«. 5 Da
schwuren sie alle zusammen und verpflichteten einander dazu durch 10
Verwünschungen. 6 Und es waren im ganzen zweihundert, und sie
stiegen herab auf den Ardis, das ist der Gipfel des Berges Hermon
(r. die in den Tagen Jareds auf den Gipfel des Berges Hermon herab-
stiegen), und sie nannten ihn Berg Hermon (r. den Berg Hermon),
weil sie auf ihm geschworen und einander durch Verwünschung ver- 15
pflichtet hatten. 7 Und das sind die Namen ihrer Obersten: Semjaza,
ihr Oberster, Arakib, Aramiel, Kokabiel, Tamiel, Ramiel, Daniel, Ezeqiel,
Baraqiel, Asael, Armaros, Batariel, Ananiel, Zaqile, Sampsiel, Satariel,
Turiel, Jomiel, Araziel. 8 Das sind ihre Dekarchen.
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Cap. 7. (Diese) und die übrigen alle mit ihnen [und sie] nahmen 20
sich Weiber, und ein jeder wählte sich eine aus, und sie fingen an zu
ihnen hineinzugehen, und sie vermischten sich mit ihnen und lehrten
sie Zaubermittel und Beschwörungen und zeigten ihnen das Schneiden
der Wurzeln und Hölzer. 2 Und jene wurden schwanger und gebaren
mächtige Riesen, deren Länge 3000 Ellen war, 3 welche allen Erwerb 5
der Menschen verzehrten, bis die Menschen (sie) nicht mehr zu ernähren
vermochten. 4 Da wandten sich die Riesen gegen sie (selbst), um die
Menschen zu fressen. 5 Und sie fingen an sich an den Vögeln und an
den Tieren, an dem, was da kriecht und an den Fischen zu versündigen,
(ja) sie frassen untereinander ihr eigenes Fleisch und tranken das Blut 10
davon. 6 Da klagte die Erde über die Gewaltthätigen.
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Cap. 8. Und Azazel lehrte die Menschen Schwerter und Messer,
Schilde und Brastpanzer verfertigen, und er zeigte ihnen was hinter
ihnen war (r. die Metalle) und ihre Bearbeitung, und Armspangen und
Schmucksachen, und die Kunst die Augen zu schwärzen und die Yer- 15
schönerung der Augenbrauen, und das allerkostbarste und auserlesenste
Gestein und allerlei Farbtinkturen und die Tauschmittel der Welt(?).
2 Und es herrschte eine grosse und allgemeine Gottlosigkeit, und sie
hurten und gingen in der Irre und waren verderbt auf allen ihren Wegen.
3 Amiziras unterrichtete die Beschwörer und Wurzelschneider, Armaros 20
(lehrte) die Lösung der Beschwörungen, Baraqiel (unterrichtete) die
Sternseher, Kokabiel (lehrte) die Zeichen, Tamiel lehrte die Sterndeutung
und Asdariel den Lauf des Mondes. 4 Und bei ihrer Vernichtung
schrieen die Menschen, und ihre Stimme drang zum Himmel.
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Cap. 9. Da blickten Michael, Uriel, Rafael und Gabriel vom Himmel
herab und sahen das viele Blut, das auf der Erde vergossen wurde,
und all das Unrecht, das auf der Erde geschah. 2 Und sie sprachen
untereinander: »Horch! die Stimme ihres (der Menschen) Wehgeschreis,
verödet schreit die Erde (dass es dringt) bis zu den Pforten des Himmels. 5
3 Und jetzt klagen (vor) euch, den Heiligen des Himmels, die Seelen
der Menschen, indem sie sprechen: Bringet für uns die Rechtssache
an den Höchsten.« 4 Und sie sprachen zum Herrn der Könige: »(Du
bist der) Herr der Herren, der Gott der Götter, der König der Könige,
und der Thron deiner Herrlichkeit besteht durch alle Geschlechter der 10
Welt, und dein Name ist heilig (gepriesen) und hochgelobt in alle
Ewigkeit , [gepriesen und hochgelobt bist du.]« 5 Du hast alles geschaffen,
und die Herrschaft über alles steht bei dir, alles ist vor dir enthüllt
und offenbar, du siehst alles, und es giebt nichts, das sich vor dir ver-
bergen könnte. 6 Du hast gesehen, was Azazel gethan hat, wie er alle 15
Ungerechtigkeit auf Erden lehrte und die Geheimnisse der Urzeit, die
im Himmel bereitet werden, offenbarte; 7 wie den Menschen Kunde
brachte Semjaza, dem du die Vollmacht gegeben hast, über seine Genossen
zu herrschen. 8 Und sie sind hingegangen zu den Töchtern der Men-
schen auf Erden, haben bei ihnen geruht, haben sich mit jenen Wei- 20
bern verunreinigt und ihnen alle Sünden offenbart. 9 Und die Weiber
haben Kiesen geboren, durcb die die ganze Erde voll Blut und Gewalt-
thätigkeit geworden ist. 10 Und nun siehe, die Seelen der Gestorbenen
schreien und klagen, (dass es) bis zu den Pforten des Himmels (dringt),
und ihr Seufzen ist aufgestiegen und vermag nicht zu entweichen vor
dem Angesicht der Gewaltthätigkeit, die auf Erden geschieht. 11 Und 5
du weisst alles, ehe es geschieht, du weisst dies und was sie betrifft
(r. lässt sie gewähren) und sagst uns nicht einmal, [und] was wir mit
ihnen um deswillen thun sollen.«
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Cap. 10» Da (sprach) der Höchste, der Grosse und Heilige Hess
sich vernehmen und entsandte den Asarjaljor zum Sohne Lamechs: »(Geh 10
zu Noah) und sage ihm in meinem Namen: Verbirg dich! und offen-
bare ihm das bevorstehende Ende, denn die ganze Erde wird unter-
gehen und eine Wasserflut wird über die ganze Erde kommen, und es
wird untergehen, was auf ihr ist. 3 Und [nun] belehre ihn, dass er
entkomme, und sein Same erhalten bleibe für alle Geschlechter.« 4 Und 15
weiter sprach der Herr zu Rafael (gewendet): »Binde den Azazel an
Händen und Füssen und wirf ihn in die Finsternis und öffne die Wüste,
die in Dudael ist, und wirf ihn hinein. 5 Und häufe auf ihn rauhe
und spitze Steine und bedecke ihn mit Finsternis, und er soll ewig
dort hausen, und bedecke sein Gesicht, dass er das Licht nicht sehe. 20
6 Und am grossen Tage des Gerichtes soll er in die feurige Lohe ge-
worfen werden. 7 Und heile die Erde, die die Engel verderbt haben,
und zeige an die Heilung der Erde, auf dass sie die Erde (r. Wunde)
heilen, und nicht alle Menschenkinder umkommen durch das Geheimnis
alles dessen, was die Wächter getötet (r. verkündet) und ihre Söhne 25
gelehrt haben. 8 Und die ganze Erde ist verderbt worden durch die
Lehre der Werke Azazels, und ihm schreibe alle Sünde zu.« 9 Und
zu Gabriel sprach der Herr: »Zieh gegen die Bastarde und die Ver-
worfenen und gegen die Hurenkinder und vertilge [die Hurenkinder
und] die Söhne der Wächter unter den Menschen, führe sie heraus und 5
hetze sie aufeinander, dass sie selbst sich im Kampfe vernichten, denn
langes Leben ist ihnen nicht bestimmt. 10 Und von allem, worum sie
dich bitten werden, [und es] soll ihren Vätern nichts gewährt werden
für sie: dass sie (etwa) hoffen dürften, ein ewiges Leben zu führen, und
dass jeder von ihnen fünfhundert Jahre leben werde.« 11 Und zu 10
Michael sprach der Herr: »Geh, thu dem Semjaza und den andern bei
ihm kund (r. binde), die sich mit den Weibern verbunden haben, um
mit ihnen zu verderben in all ihrer Unreinigkeit. 12 Und wenn all
ihre Sohne sich gegenseitig erschlagen, und sie den Untergang ihrer
Lieblinge gesehen haben werden, so binde sie für siebenzig Geschlechter 15
unter die Hügel der Erde bis auf den Tag ihres Gerichts und ihrer
Vollendung, bis das Gericht für alle Ewigkeit vollzogen werden wird.
1 3 Und dann wird man sie' abführen in den feurigen Abgrund, in der
Qual und im Gefängnis werden sie auf ewig eingeschlossen sein. 14 Und
wenn jemand brennen (r. verurteilt) und vernichtet werden wird, so 20
wird er von nun an mit ihnen zusammen gefesselt sein bis an das
Ende aller Geschlechter. 15 Und vernichte alle wollüstigen Seelen und
die Söhne der Wächter, denn sie haben die Menschen misshandelt.
16 Vertilge alle Gewaltthat vom Antlitz der Erde, und jedes Werk der
Bosheit soll ein Ende nehmen, und die Pflanze der Gerechtigkeit und 25
Wahrheit soll erscheinen, und sie wird zum Segen gereichen; Werke
der Gerechtigkeit und Wahrheit werden mit Freuden auf ewig gepflanzt
werden. 17 Und nun werden alle Gerechten entkommen und werden
am Leben bleiben, bis sie tausend Kinder gezeugt haben werden, und
alle Tage ihrer Jugend und . ihren Sabbath (r. und ihres Alters) werden 30
sie in Frieden verbringen. 18 Und in jenen Tagen wird die ganze Erde
in Gerechtigkeit bebaut werden und wird ganz mit Bäumen bepflanzt
und voll Segen sein. 19 Und alle Bäume der Lust wird man auf ihr
pflanzen, und man wird Weinstöcke auf ihr pflanzen, und der Wein-
stock, der auf ihr gepflanzt werden wird, wird Wein in Fülle geben,
und von allem Samen, der darauf gesät wird, wird ein Mass tausend 5
bringen, und ein Mass Oliven wird zehn Pressen Ol geben. 20 Und
du reinige die Erde von aller Gewaltthat, von aller Ungerechtigkeit,
von aller Sünde, von aller Gottlosigkeit und von aller Unreinigkeit, die
auf Erden vorkommt, vertilge sie von der Erde. 21 Und alle Menschen-
kinder sollen gerecht werden, und alle Völker sollen mich ehren und 10
preisen, und alle werden mich anbeten. 22 Und die Erde wird rein
sein von aller Verderbnis und aller Sünde, von allem Strafgericht und
von aller Pein, und niemals werde ich wieder (dergleichen) über sie
bringen von Geschlecht zu Geschlecht in Ewigkeit.
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Cap. 11. Und in jenen Tagen werde ich die himmlischen Schatz- 15
kammern des Segens öfl'nen, um sie auf die Erde, über das Werk und
die Arbeit der Menschenkinder herabkommen zu lassen. 2 Und Friede
und Wahrheit werden vereint sein für alle Tage der Welt und für alle
Geschlechter der Welt.«
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Cap. 12. Vor allen (r. diesen) Begebenheiten ward Henoch entrückt, 20
und keines von den Menschenkindern wusste, wohin er entrückt worden
war, und wo er sich aufhielt, und was (mit ihm) geschehen war. 2 Und
all sein Thun war mit den Wächtern und Heiligen in seinen Tagen.
3 Und ich, Henoch, pries eben den grossen Herrn, [und] den König der
Welt, siehe da riefen mich, Henoch den Schreiber, die Wächter und 25
sprachen zu mir: .4 »Henoch, Schreiber der Gerechtigkeit, geh, verkünde
den Wächtern des Himmels, welche den hohen Himmel, die heilige,
ewige Stätte verlassen haben, und sich mit Weibern geschändet und
gethan haben, wie die Menschenkinder thun, und sich Weiber genommen
haben und in grosse Verderbnis auf Erden versunken sind: 5 [und] Sie 30
werden keinen Frieden, noch Vergebung der Sünden haben. 6 Und weil
sie sich über ihre Kinder freuen, sollen sie die Ermordung ihrer Lieb-
linge sehen und über den Untergang ihrer Kinder klagen; und sie wer-
den immerdar bitten, aber Barmherzigkeit und Friede wird ihnen nicht
zu teil werden.«
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Cap. 13. Und Henoch ging hin und sagte zu Azazel: »Du wirst
keinen Frieden haben, ein gewaltiges Urteil ist über dich ergangen, 5
dich zu fesseln. 2 Milde und Fürbitte wird dir nicht zu teil werden,
wegen der Gewaltthat, die du gelehrt hast, und wegen all der Werke
der Lästerung, Gewaltthat und Sünde, die du den Menschen gezeigt
hast.« 3 Dann ging ich hin und redete zu ihnen allen zusammen, und
sie fürchteten sich alle, Furcht und Zittern ergriff sie. 4 Und sie baten 10
mich, für sie eine Bittschrift zu schreiben, dass ihnen dadurch Ver-
gebung zu teil werde, und ihre Bittschrift hinauf zu bringen vor den
Herrn des Himmels. 5 Denn sie selbst können von nun an nicht (mit
ihm) reden und auch nicht ihre Augen zum Himmel erheben aus Scham
über ihre Sünde, um derentwillen sie verdammt worden sind. 6 Da 15
verfasste ich ihre Bittschrift und das Gnadengesuch für ihren Geist und
für ihre einzelnen Thaten und um das, was ihr Anliegen war, dass
ihnen Verzeihung und Nachsicht (dadurch) zu teil werden möchte. 7 Und
ich ging hin und setzte mich an die Wasser Dan im (Lande) Dan,
welches rechts (südlich) von der Westseite des Hermon liegt, und las 20
ihre Bittschrift vor, bis ich einschlief. 8 Und siehe, ein Traum kam
über mich, und Gesichte fielen auf mich, und ich sah die Gesichte des
Strafgerichts (und eine Stimme erscholl), dass ich zu den Söhnen des
Himmels reden und sie schelten sollte. 9 Und als ich aufgewacht war,
kam ich zu ihnen, und sie sassen alle beisammen in Ublesjael, welches 25
zwischen dem Libanon und Seneser liegt, trauernd mit verhülltem Ge-
sicht. 10 Und ich erzählte vor ihnen alle Gesichte, die ich im Schlaf
gesehen hatte, und fing an, jene Worte der Gerechtigkeit zu verkünden
und* die Wächter des Himmels zu schelten.
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Cap. 14. Dieses Buch (ist) das Wort der Gerechtigkeit und der 30
Zurechtweisung der Wächter, die von Ewigkeit her sind, wie der Hei-
lige und Grosse in jenem Gericht befohlen hat. 2 Ich sah in meinem
Schlafe, was ich jetzt mit Fleischeszunge verkünde, mit meinem Odem,
den der Grosse den Menschen in den Mund gegeben hat, dadurch mit
einander zu reden und mit dem Herzen (es) zu verstehen. 3 Wie er die 35
Menschen geschaffen und ihnen verliehen hat, das Wort der Erkenntnis
zu verstehen, so hat er auch mich geschaffen und mir verliehen, die
Wächter, die Söhne des Himmels zu schelten. 4 Ich habe eure Bitte
aufgeschrieben, aber in meinem Gesicht erschien es mir also, dass eure
Bitte nicht erfüllt werden wird in alle Ewigkeit, dass das Gericht über 5
euch vollendet ist, und euch nichts gewährt werden wird. 5 Und von
nun an werdet ihr nicht (mehr) zum Himmel aufsteigen bis in alle Ewig-
keit, und es ist befohlen worden, auf der Erde euch zu binden für alle
alle Tage der Welt. 6 Doch zuvor werdet ihr den Untergang eurer lieben
Söhne gesehen und euch ihres Besitzes nicht erfreut haben, sondern sie 10
werden vor euch fallen durch das Schwert. 7 Und eure Bitte für sie
wird nicht erfüllt werden und (auch nicht) für euch, wie ihr auch dabei
weint und fleht und (doch) nicht einmal ein Wort aus der Schrift, die
ich geschrieben habe, vorbringt. 8 Und das Gesicht erschien mir
folgendermassen: Siehe, Wolken riefen mich im Gesicht, und Nebel rief 15
mich, und der Lauf der Sterne und die Blitze hiessen mich eilen und
trieben mich an, und die Winde im Gesicht gaben mir Flügel [und
hiessen mich eilen], und sie hoben mich empor und (brachten mich) in
den Himmel. 9 Und ich ging hinein, bis ich an eine Mauer kam, aus
Hagelsteinen erbaut, und Feuerzungen rings herum, und sie fingen an 20
mir Furcht zu machen. 10 Und ich trat ein in (den Kreis der) Feuer-
zungen und näherte mich einem grossen Hause, das aus Hagelsteinen
erbaut war, und die Wände jenes Hauses waren wie Plattenbelag aus
Steinen von Hagel, und sein Fussboden war Hagel, 11 seine Decke wie
die Bahn der Sterne und (wie) Blitze; und dazwischen feurige Cheru- 25
bim, und ihr Himmel (gleich) Wasser; 12 und flammendes Feuer rings
um die Wände, und seine Thür brannte im Feuer. 13 Und ich trat
ein in jenes Haus, und es war heiss wie Feuer und kalt wie Schnee;
und nichts von Lebensfreude war daselbst; Furcht deckte mich und
Zittern ergriff mich, 14 und erschüttert und zitternd fiel ich nieder auf 30
mein Antlitz und schaute im Gesicht: 15 Und siehe, (da war) ein anderes
Haus, grösser als dieses, und die Thür ganz geöffnet vor mir; und es
war aus Feuerzungen gebaut 16 und in allen Stücken so überschwäng-
lich an Herrlichkeit und Pracht und Grösse, dass ich euch von seiner
Herrlichkeit und Grösse keine Beschreibung geben kann. 17 Sein Fuss-
boden war von Feuer, und höher darüber Blitze und die Bahn der
Sterne, und seine Decke flammendes Feuer. 18 Und ich schaute hin
und sah darin einen hohen Thron, und sein Aussehen war wie Reif, und
sein Umkreis war wie die leuchtende Sonne, und (es ertönten) Cherub- 5
stimmen. 19 Und unterhalb des Thrones kamen Ströme flammenden
Feuers hervor, und ich vermochte nicht hinzusehen. 20 Und die grosse
Herrlichkeit sass darauf, und ihr Gewand war leuchtender als die Sonne
und weisser als aller Schnee. 21 Und keiner von den Engeln ver-
mochte (in dieses Haus) einzutreten und sein Antlitz zu schauen vor 10
Hoheit und Herrlichkeit, und keiner, der dem Fleisch angehört, ver-
i mochte ihn zu sehen. 22 Flammendes Feuer war rings um ihn, und
l' ein gewaltiges Feuer stand vor ihm, und keiner von denen, die um ihn
f waren, näherte sich ihm; zehntausend mal zehntausend waren vor
ihm, er aber hatte keinen Rat nötig. 23 Und die Heiligkeiten der 15
Heiligen, die in seiner Nähe waren, entfernten sich nicht bei Nacht
und gingen nicht weg von ihm. 24 Und ich war bis dahin (wie) mit
einem Schleier (?) auf meinem Antlitz gewesen, indem ich zitterte, da
rief mich der Herr mit eigenem Munde und sprach zu mir: »Tritt
heran, Henoch, und (höre) mein [heiliges] Wort!« 25 ^ ^ ^ und er 20
richtete mich auf und brachte mich bis zur Thür, ich aber schlug mein
Antlitz zu Boden.
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Cap. 15. Und er hob an und sprach zu mir, (und) ich hörte
auf seine Stimme: »Fürchte dich nicht, Henoch, du gerechter Mann und
Schreiber der Gerechtigkeit, tritt heran und höre mein Wort! 2 Und 25
geh hin, sage den Wächtern des Himmels, die dich geschickt haben,
für sie zu bitten: Ihr hättet für die Menschen bitten sollen, aber nicht
die Menschen für euch. 3 Warum habt ihr den hohen und heiligen,
ewigen Himmel verlassen, und bei den Weibern geschlafen und mit
den Töchtern der Menschen euch verunreinigt, und habt euch Weiber 30
genommen und wie die Kinder der Erde gethan und Riesensöhne er-
zeugt? 4 Und ihr wäret doch heilig, geistig, teilhaftig des ewigen
Lebens, und habt euch (nun) durch (das Blut der) Weiber verunreinigt
und mit dem Blute des Fleisches (Kinder) gezeugt und nach dem Blute
der Menschen begehrt und habt Fleisch und Blut hervorgebracht, wie
auch die zu thun pflegen, die da sterblich und vergänglich sind!
5 Darum habe ich ihnen Weiber gegeben, dass sie dieselben besamen 5
und Kinder von ihnen erhalten, auf dass so nichts auf Erden fehle.
6 Ihr aber seid zuvor geistig gewesen, teilhaftig des ewigen, unsterb-
lichen Lebens für alle Geschlechter der Welt. 7 Darum habe ich für
euch keine Weiber geschaffen, denn die Geistigen des Himmels haben
ihre Wohnung im HimmeL 8 Und nun die Riesen, welche von den 10
Geistern und Fleisch gezeugt worden sind, böse Geister werden sie auf
Erden genannt werden, und auf der Erde wird ihre Wohnung sein. 9 Böse
Geister sind aus ihrem (der Riesen) Leibe hervorgegangen, weil sie von
oben her (r. aus den Menschen) geschaffen wurden, (und) von den hei-
ligen Wächtern ihr Anfang und die erste Grundlage stammt. Böse 15
Geister werden [sie] auf Erden sein und böse Geister genannt werden
[10 Die Geister des Himmels sollen im Himmel ihre Wohnung haben,
und die Geister der Erde, die auf Erden geboren wurden, sollen auf
Erden ihre Wohnung haben. 11 Und] die Geister der Riesen, der
Wolken (r. der Nephilim), die da Gewaltthat üben, Vernichtung 20
bringen, (darüber her) fallen, kämpfen, Zerstörung auf Erden an-
richten, und Leid bringen, die nicht die geringste Speise essen, nicht
Durst leiden und nicht wahrzunehmen sind. 12 Und diese Geister wer-
den sich gegen die Menschenkinder und gegen die Weiber erheben,
denn sie sind (von ihnen) ausgegangen.
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Cap. 16. Von den Tagen des Mordes und Verderbens und des
Todes der Riesen an, da die Geister aus den Seelen ihres Fleisches
herausgegangen sind, sollen sie dem Verderben Geweihte sein (r. Ver-
derben anrichten) ohne Gericht — so sollen sie verderben (r. Verderben
anrichten) bis auf den Tag der Vollendung des grossen Gerichts, an 5
dem der grosse Weltlauf zu seinem Ende gekommen sein wird [an den
Wächtern und den Gottlosen]. 2 Und nun (sprich) zu den Wächtern,
die dich abgeschickt haben, für sie zu bitten, die vordem im Himmel
\t waren, 3 nun (sprich): Ihr seid in dem Himmel gewesen, aber (alle)
verborgenen Dinge waren euch noch nicht offenbart, doch kanntet ihr 10
ein fluchwürdiges Geheimnis und das habt ihr den Weibern in eurer
Herzenshärtigkeit erzählt, und durch dieses Geheimnis richten die Weiber
und Männer viel Böses auf Erden an. 4 Sage ihnen also: Ihr werdet
keinen Frieden haben.«
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Cap. 17 ♦ Und sie nahmen mich hinweg an einen Ort, wo die- 15
jenigen, welche daselbst hausen, wie flammendes Feuer sind, und wann
sie wollen, erscheinen sie wie Menschen. 2 Und sie führten mich an
den Ort des Sturmwindes und auf einen Berg, dessen höchster Gipfel
bis an den Himmel reichte. 3 Und ich sah die Stätten der Lichter
und des Donners an den äussersten Enden, in der Tiefe, wo der feurige 20
Bogen und die Pfeile nebst ihrem Köcher und das feurige Schwert und
alle Blitze sind. 4 Und sie brachten mich bis zu den [sogenannten]
lebendigen Wassern und bis zu dem Feuer des Westens, welches jeden
Sonnenuntergang aufnimmt. 5 Und ich kam zu einem Feuerstrome,
dessen Feuer wie Wasser dahinfliesst, und der sich in das grosse Meer 25
im Westen ergiesst. 6 Und ich sah die grossen Ströme und kam bis
zu einer grossen Finsternis, und ich ging (weiter) dahin, " wohin (kein)
Fleisch wandert. 7 Und ich sah die Berge der winterlichen Finster-
nisse und den Ort, wohin das Wasser des ganzen Abgrundes sich er-
giesst, 8 und ich sah die Mündungen aller Ströme der Erde und die
Mündung des Abgrundes.
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Cap. 18. Und ich sah die Schatzkammern aller Winde und sah,
wie er mit ihnen die ganze Schöpfung ausgeschmückt hat, und (ich sah)
die Grundfesten der Erde, 2 und sah den Eckstein der Erde, und sah
die vier Winde, welche die Erde tragen und das Firmament des
Himmels. 3 Und ich sah, wie die Winde die hohe Wölbung des 10
Himmels ausspannen, indem sie zwischen Himmel und Erde stehen,
das sind die Säulen des Himmels. 4 Und ich sah die Winde, welche den
Himmel im Kreise drehen, welche die Sonnenscheibe und alle Sterne zum
Untergang bringen. 5 Ich sah die Winde über der Erde, welche an
den Wolken zu tragen haben, ich sah die Pfade der Engel, ich sah 15
am Ende der Erde das Firmament des Himmels darüber. 6 Und ich
ging nach Süden (und sah einen Ort), der brannte Tag und Nacht, da
wo die sieben Berge aus Edelstein sind, drei nach Osten und drei nach
Süden. 7 Und von den nach Osten gelegenen war einer aus farbigem
Stein, einer aus Perlstein und einer aus Heilstein, und die nach Süden 20
gelegenen waren aus rotem Gestein. 8 Und der mittlere reichte bis in
den Himmel, dem Throne Gottes gleich aus Antimon (r. Malachit?), und
die Spitze des Thrones aus Sapphir. 9 Und ich sah ein flammendes
Feuer und was auf allen Bergen ist (r. und hinter diesen Bergen)
10 [und ich sah daselbst] einen Ort, jenseits der grossen Erde, daselbst 25
werden die Himmel zusammengethan werden. 11 Und ich sah eine
tiefe Kluft bei den Säulen himmlischen Feuers, und ich sah unter ihnen
Feuersäulen herabfallen, die nach Höhe und Tiefe kein Mass hatten.
12 Und über jene Kluft (hinweg) sah ich einen Ort, der nicht das
Firmament des Himmels über sich noch den festen Grund der Erde
unter sich hatte, kein Wasser war auf ihm, und keine Vögel, sondern
ein wüster und schrecklicher Ort war es. 13 Daselbst sah ich sieben 5
Sterne wie grosse brennende Berge und wie ein Geist, der mich fragte
(r. und als ich danach fragte), 14 sprach der Engel: »Das ist der Ort,
wo Himmel und Erde zu Ende sind, zum Gefängnis ward er (bestimmt)
für die Sterne und die Mächte des Himmels. 15 Und die Sterne, welche
über dem Feuer rollen, das sind die, welche den Befehl Gottes über- 10
treten haben vom Anfang ihres Aufganges an, weil sie nicht zu ihrer
Zeit hervorkamen. 16 Und er ward zornig auf sie und band sie bis
zur Zeit, dass ihre Sünde abgethan sein wird im Jahre des Geheimnisses.«
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Cap. 19. Und Uriel sprach zu mir: »Hier werden die Engel stehen,
nachdem sie sich mit den Weibern vermischt haben — und ihre Geister, 15
vielerlei Gestalt annehmend, haben die Menschen geschändet und werden
sie verführen, den Dämonen als Göttern zu opfern — bis auf den Tag
des grossen Gerichts, an dem sie werden gerichtet werden, so dass es
mit ihnen zu Ende sein wird. 2 Und ihre Weiber, die die Engel ver-
führten, werden wie Friedfertige (r. zu Sirenen) werden.« 3 Und ich, 20
Henoch, habe allein den Anblick gesehen, die Enden des Alls, und keiner
von den Menschen wird sehen, wie ich gesehen habe.
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Cap. 20. Das sind die Namen der heiligen Engel, welche Wache
halten: 2 Uriel, einer von den heiligen Engeln, nämlich (der Engel) der
Welt und des Bebens (r. Tartarus). 3 Rafael, einer der heiligen Engel, 25
(der Engel) der Geister der Menschen. 4 Raguel, einer der heiligen
Engel, der Rache nimmt an der Welt und den Lichtern (r. Welt der
Lichter). 5 Michael, einer der heiligen Engel, nämlich der, welcher über
die Besten unter den Menschen, über das Volk, gesetzt ist. 6 Saraqiel,
einer der heiligen Engel, der über die Geister der Menschenkinder 30
(gesetzt) ist, die gegen die Geister sündigen. 7 Gabriel, einer der
heiligen Engel, der über das Paradies, die Schlangen und die Cherubim
(gesetzt) ist.
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Cap. 21. Und ich ging umher bis zum Formlosen (Chaos), 2 und
daselbst sah ich etwas Schreckliches. Ich sah weder Himmel oben,
noch Erde (unten) gegründet, sondern einen Ort, ungestaltet und schreck- 5
lieh. 3 Und daselbst sah ich sieben Sterne des Himmels an ihm zu-
sammengebunden wie grosse Berge und im Feuer brennend. 4 Da
sprach ich: »Um welcher Sünde willen sind sie gebunden, und weshalb
sind sie hierher Verstössen?« 5 Da sagte zu mir Uriel, einer von den
heiligen Engeln, der mit mir war, indem er mich führte, und sprach: 10
»Henoch, um wessentwillen fragst du, und um wessentwillen forschest
du und trägst Sorge? 6 Die gehören zu den Sternen, welche das Gebot
Grottes übertreten haben, und sie sind hier gebunden, bis zehntausend
Aeonen, die Zahl der Tage ihrer Sünde, zu Ende sind.« 7 Und von
da ging ich nach einem anderen Orte, schrecklicher als dieser, und ich 15
sah entsetzliche Dinge: ein mächtiges Feuer war da, das flammte und
loderte, und einen Spalt hatte der Ort bis zum Abgrund, angefüllt mit
mächtigen Feuersäulen, die man hinabfahren Hess, und ich vermochte
weder seine Masse noch seine Grösse zu sehen und war nicht im stände
(sie) abzuschätzen. 8 Da. sprach ich: »Wie schrecklich ist dieser Ort 20
und peinvoll anzusehen.« 9 Da antwortete mir Uriel, einer der heiligen
Engel, der bei mir war, und sprach: »Henoch, warum hast du solche
Furcht und Schrecken?« (und ich antwortete): »Wegen dieses entsetz-
lichen Ortes und vor dem Anblick dieser Pein.« 10 Und er sprach zu
mir: »Dieser Ol't ist das Gefängnis der Engel, und hier werden sie ge- 25
fangen gehalten bis in Ewigkeit.«
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Cap. 22. Und von da ging ich nach einem andern Orte, und er
zeigte mir im Westen einen grossen und hohen Berg und harte Felsen.
2 und vier schöne (r. hohle) Räume waren [und] in ihm, die sehr tief,
breit und glatt waren, (drei davon finster und einer licht, und eine
Wasserquelle in seiner Mitte, und ich sprach:) »Wie glatt ist das
Rollende (r. sind diese Höhlungen) und tief und finster zu schauen!«
3 Da antwortete Rafael, einer der heiligen Engel, der bei mir war, und 5
sprach zu mir: »Diese schönen (r. hohlen) Räume (sind dazu da), dass
dahin die Geister der Seelen der Abgeschiedenen zusammen gebracht
werden; zu dem Zweck sind sie geschaffen, um in sich alle Seelen
der Menschenkinder aufzunehmen. 4 Und diese Räume sind gemacht,
um sie daselbst unterzubringen bis zum Tage ihres Gerichtes und bis zu 10
ihrer bestimmten Frist, und diese Frist währt lange bis zu dem grossen
Gericht über sie.« 5 Ich sah die Geister von Menschenkindern, die
verstorben waren, und ihre Stimme drang zum Himmel und klagte.
6 Da fragte ich Rafael, den Engel, der bei mir war, und sprach zu ihm:
»Wessen Geist ist das, dessen Stimme so empordringt und Klage er- 15
hebt?« 7 Und er antwortete und sprach zu mir also: »Das ist der
Geist, der von Abel ausging, welchen sein Bruder Kain tötete, und er
erhebt Klage gegen ihn, bis sein Same vertilgt sein wird vom Antlitz
der Erde, und aus dem Samen der Menschen sein Same verschwunden
sein wird.« 8 Da fragte ich [nach ihm und] nach dem Gericht über 20
alle (r. nach all den Höhlungen): »Warum sind sie getrennt, eine von
der anderen?« 9 Und er antwortete und sprach zu mir: »Diese drei
sind gemacht, um die Geister der Verstorbenen zu scheiden, und ebenso
sind die Seelen der Gerechten abgetrennt, da wo die Quelle des
Wassers des Lebens, das Licht (r. die lichte), dabei ist. 10 Und in 25
gleicher Weise wurde (eine Abteilung) für die Sünder geschaffen, wenn
sie sterben und zur Erde bestattet werden, ohne dass das Gericht bei
ihren Lebzeiten über sie gekommen ist. 11 Daselbst werden ihre Seelen
für diese grosse Pein abgesondert bis auf den grossen Tag des Gerichts
und der Strafe und Pein für die in Ewigkeit Fluchenden (r. Verfluchten), 30
und der Vergeltung für ihre Seelen; daselbst wird er sie binden in
Ewigkeit [oder es heisst auch: von Anbeginn der Welt an]. 12 Und
ebenso war eine besondere Abteilung gemacht worden für die Seelen
der Klagenden, welche Kunde geben von (ihrem) Untergang, als sie in
den Tagen der Sünder getötet wurden. 13 Und so ist sie (auch) für die
Seelen der Menschen geschaffen worden, die nicht Gerechte, sondern 5
Sünder von vollendeter Bosheit gewesen sein und mit den Frevlern
ihr Los teilen werden; ihre Seelen werden nicht getötet werden am
Tage des Gerichtes, aber sie werden (auch) nicht von hier auferstehen.«
14 Da pries ich den Herrn der Herrlichkeit und sprach: »Gepriesen sei
mein Herr, der Herr der Gerechtigkeit, der in Ewigkeit regiert.« 10
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Cap. 23. Und von da ging ich an einen anderen Ort nach Westen
hin bis zu den Enden der Erde. 2 Und ich sah ein flammendes Feuer,
das lief ohne zu ruhen und abzulassen von seinem Laufe weder bei
Tage noch bei Nacht, sondern (blieb darin) sich gleich. 3 Und ich
fragte, indem ich sprach: »Was ist dieses ruhelose (Ding) da?« 4 Da 15
antwortete mir Raguel, einer von den heiligen Engeln, der bei mir
war, und sprach zu mir: »Dieser (Feuer-)Lauf, den du nach Westen
gerichtet gesehen hast, ist das Feuer, welches alle Lichter des Himmels
vertreibt.«
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Cap. 24. Und von da ging ich an einen anderen Ort der Erde, 20
und er zeigte mir einen Feuerberg, der in Flammen stand Tag und
Nacht; 2 und ich ging darauf zu (r. darüber hinaus) und sah sieben herr-
liche Berge, jeden vom andern verschieden, und prächtige und schöne
Steine, und alle prächtig, und herrlich ihr Anblick und schön von Aus-
sehen; drei (von den Bergen) gegen Osten, einer dicht bei dem andern, 25
und drei gegen Süden, einer bei dem andern, und tiefe und gewundene
Schluchten, keine an die andere stossend. 3 Und der siebente Berg
lag zwischen ihnen, und in ihrer Höhe glichen sie alle einem Thron-
sessel (r. ihrer aller Höhe überragte er gleich einem Thronsessel), und
es umgaben ihn wohlriechende Bäume. 4 Und es war unter ihnen ein 30
Baum, wie ich noch nie einen gerochen hatte, und keiner von diesen
noch andere waren so wie er; er verbreitete einen Duft, (herrlicher) als
alle Wohlgerüche, und sfeine Blätter, seine Blüten und sein Holz welken
in Ewigkeit nicht, und seine Frucht ist schön, und seine Frucht gleicht
den Trauben der Dattelpalme. 5 Da sprach ich: »0, dieser schöne 35
Baum und herrlich anzusehen, lieblich seine Blätter, und seine Frucht
gar ergötzlich für den Blick des Auges!« 6 Da antwortete mir Michael,
einer von den heiligen und hehren Engeln, der bei mir war, er der
Über sie (gesetzt) war, und sprach zu mir:
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Cap. 25. »Henoch, was fragst du mich über den Geruch dieses 5
Baumes, und fwas) forschest du, (die Wahrheit) zu erfahren?« 2 Da
antwortete ich, Henoch, ihm, indem ich sprach: »Von allem wünsche
ich Kunde zu erhalten, besonders aber von diesem Baume.« 3 Und
er antwortete, indem er sprach: »Dieser hohe Berg, den du gesehen
hast, dessen Gipfel dem Throne des Herrn gleicht, ist sein Thron, wo 10
der Heilige und der grosse Herr der Herrlichkeit, der ewige König,
sich niederlassen wird, die Erde zu besuchen zum Guten. 4 Und diesen
Baum von köstlichem Gerüche zu berühren, ist keinem einzigen Sterb-
lichen erlaubt, bis zum grossen Gericht, wenn er für alles Vergeltung
übt und es zur Vollendung bringt für die Ewigkeit; (dann) wird dieser 15
den Gerechten und Demütigen übergeben werden. 5 Durch seine Frucht
wird den Auserwählten Leben gegeben werden, und er wird nach Norden
verpflanzt werden an einen heiligen Ort, bei dem Hause des Herrn, des
ewigen Königs. 6 Da werden sie sich freuen in Fröhlichkeit und froh-
locken, in das Heiligtum werden sie ihm bringen (r. werden sie ein- 20
treten) den Duft in ihren Gebeinen, und sie werden ein langes Leben
auf Erden leben, wie es deine Väter gethan haben, und in ihren Tagen
wird weder Trauer noch Leid, noch Mühsal noch Plage sie treffen.«
7 Da pries ich Gott der Herrlichkeit, den ewigen König, dass er solches
für die gerechten Menschen bereitet hätte und solches geschaffen hätte 25
und verheissen, ihnen zu geben.
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Cap. 26, Und von da ging ich nach der Mitte der Erde und sah
einen gesegneten und fruchtbaren Ort, (wo es Bäume) mit immerwähren-
den Schösslingen (gab), die (selbst) aus dem gefällten Baume sprossten.
2 Und daselbst sah ich einen heiligen Berg^ und unterhalb des Berges 30
ein Wasser von Osten her (kommend), und sein Lauf nach Süden ge-
richtet. 3 Und ich sah nach Osten hin einen andern Berg, der höher
war als dieser, und zwischen ihnen eine tiefe aber nicht breite Schlucht,
und auch in ihr floss ein Wasser an dem Berge hin. 4 Und westlich von
diesem war ein anderer Berg, der war niedriger als er und hatte keine 35
Höhe, und eine Schlucht (war) unterhalb desselben zwischen ihnen, und eine
andere tiefe und trockene Schlucht am Ende von den dreien. 5 Und
alle Schluchten waren tief aber nicht breit, aus hartem Fels und
(kein) Baum war in ihnen gepflanzt. 6 Und ich wunderte mich
über das Felsgestein, wunderte mich über die Schlucht und wunderte
mich gar sehr.
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Cap. 27. Da sprach ich: »Wozu ist dieses gesegnete und ganz
mit Bäumen bestandene Land, und diese verfluchte Schlucht dazwischen?«
2 Da antwortete mir Uriel, einer der heiligen Engel, der bei mir war,
und sprach zu mir: »Diese verfluchte Schlucht ist für die in Ewigkeit
Verfluchten bestimmt; hier werden alle zusammengebracht werden, welche 10
unziemliche Worte gegen den Herrn in ihren Mund nehmen und über
seine Herrlichkeit freche Reden führen, hierhin wird man sie zusammen-
bringen, und hier ist ihr Strafort. 3 In den letzten Tagen wird an
ihnen das Schauspiel eines gerechten Gerichtes vor den Gerechten ge-
zeigt werden in Ewigkeit immerdar, da werden die, welche Erbarmen 15
übten (r. fanden), den Herrn der Herrlichkeit, den ewigen König preisen.
4 Und in den Tagen des Gerichts über jene werden sie ihn preisen für
die Barmherzigkeit, wie er ihnen ihr Los zuerteilt hat.« 5 Da pries
ich den Herrn der Herrlichkeit, verkündete ihm (r. seine Herrlichkeit)
und gedachte seiner (r. sang Lob), wie es sich für seine Majestät 20
gebührt.
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Cap. 28. Und von da ging ich nach Osten, mitten in das Ge-
birge Madbara (r. der Wüste) und sah eine öde und einsame Gegend, voller
Bäume. 2 Und aus diesem Samen rieselte Wasser von oben her darüber
hin — 3 es erschien wie ein reichlicher Wasserlauf, der Wasser spendet 25
— in nordwestlicher Richtung, und von überall her stieg Wasser und
Tau auf.
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Cap. 39. Und von da ging ich an eine andere Stelle von Mad-
bara (r. der Wüste) (und) näherte mich der Ostseite jenes Berges, 2 und
daselbst sah ich die Gerichtsbäume, besonders Gefässe von Weihrauch- 30
und Myrrhengeruch (r. die einen Geruch von Weihrauch und Myrrhen
ausströmten), und die Bäume (r. Früchte) wiederum glichen (Nüssen).
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Cap. 30. Und darüber hoch über ihnen über dem östlichen
I Berge, (r. Und ich ging darüber hinaus nach Osten zu) nicht weit und
sah einen anderen Ort, eine Schlucht mit Wasser gleich solchem, wel- 5
ches nicht versiegt. 2 Und ich sah einen schönen Baum, der einem
Duftbaume von der Art des Mastix glich. 3 Und an den Rändern
jener Thäler erblickte ich den wohlriechenden Zimmtbaum. Und ich
ging darüber hinaus nach Osten zu.
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Cap. 31. Und ich sah andere Berge, auf denen Bäume waren, und 10
es kam daraus hervor wie Nektar, was Sarran und Galbanum heisst.
2 Und über (r. hinter) jenem Berge sah ich einen anderen Berg, darauf
waren Aloebäume, und jene (r. alle) Bäume waren voll von (Früchten),
die der Mandel gleich und hart sind. 3 Und wenn man diese Frucht
nimmt (r. zerreibt)^ so übertrifft sie alle Wohlgerüche. 15
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Cap. 32. Und als ich nach diesen Wohlgerüchen gen Norden
blickte über die Berge hin, sah ich sieben Berge voll köstlicher Narde,
Duftbäumen, Zimmt und Pfeffer. 2 Und von da ging ich über den
Gipfel jener Berge hinweg weit nach Osten hin und ich schritt über
das erythräische Meer hinweg und kam. weit weg von ihm und schritt 20
über den [Engel] Zotiel hinweg. 3 Und ich kam an den Garten der
Gerechtigkeit und sah über jene Bäume hinaus (noch) viele und grosse
Bäume daselbst sprossen, von trefflichem Geruch, gross und von hoher
Schönheit und herrlich, und den Baum der Weisheit, durch den die,
welche davon essen, grosser Weisheit teilhaftig werden. 4 Und er 25
glich dem Johannisbrotbaum, und seine Frucht war wie die Weintraube,
ganz vortrefflich, und der Geruch jenes Baumes verbreitete sich und
drang weit hin. 5 Da sprach ich: »(Wie) schön ist dieser Baum, und
wie schön und erfreulich ist sein Anblick!« 6 Und es antwortete mir
der heilige Engel Rafael, der bei mir war, und sprach zu mir: »Das 30
ist der Baum der Weisheit, von dem dein Urahn und deine Altermutter,
die vor dir waren, gegessen haben, und sie wurden der Weisheit kundig,
und ihre Augen wurden aufgethan^ und sie erkannten, dass sie nackt
waren, und wurden aus dem Garten vertrieben.«
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Cap. 33. Und von da ging ich bis an die Enden der Erde und
sah daselbst grosse Tiere, und jedes war vom andern verschieden, und
ebenso Vögel, verschiedenartig nach Gestalt, Schönheit und Stimme,
der eine anders als der andere. 2 Und östlich von diesen Tieren sah
5 ich die Enden der Erde, worauf der Himmel ruht, und die Thore des
Himmels offen. 3 Und ich sah, wie die Sterne des Himmels heraus-
kamen, und ich zählte die Thore, aus denen sie hervorkamen, und schrieb
alle ihre Ausgänge auf für einen jeden einzelnen besonders, nach ihrer
Zahl und ihren Namen, nach ihrer Verbindung, ihrer Stellung, ihrer 10 Zeit und ihren Monaten, wie (es) mir Uriel, der Engel, der mit mir war, zeigte. 4 Alles zeigte er mir und schrieb es mir auf, und auch ihre Namen schrieb er mir auf, ihre Gesetze und ihre Vereinigungen.
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Cap. 34. Und von da ging ich gegen Norden an den Enden
der Erde und sah daselbst eine grossartige und herrliche weise Ver-
15 anstaltung an den Enden der ganzen Erde. 2 Und ich sah daselbst
drei Himmelsthore geöffnet am Himmel, aus einem jeden kamen Nord-
winde heraus; wenn sie wehen, da giebt es Kälte, Hagel, Reif, Schnee,
Tau und Regen. 3 Und aus dem einen Thore blasen sie zum Guten,
wenn sie aber durch die beiden anderen Thore blasen, dann geschieht
20 es mit Gewalt und unheilbringend über die Erde hin, und sie blasen
mit Gewalt.
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Cap. 35. Und von da ging ich gegen Westen an den Enden der
Erde und sah daselbst drei offene Himmelsthore, wie ich im Osten ge-
sehen hatte, ebenso viel Thore und ebenso viel Ausgänge.
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Cap. 36. Und von da ging ich nach Süden an den Enden der Erde und sah daselbst drei offene Himmelsthore, und es kamen da heraus
der Südwind und Tau und Regen und Wind. 2 Und von da ging
ich nach Osten an den Enden des Himmels und sah daselbst die drei
östlichen Himmelsthore offen und über ihnen kleine Thore. 3 Durch 30 jedes jener kleinen Thore gingen die Sterne des Himmels durch und
zogen westwärts auf der Bahn, die ihnen gezeigt war. 4 Und so oft
ich das sah, habe ich jedesmal den Herrn der Herrlichkeit gepriesen
imd werde ihn preisen, der die grossen und herrlichen Wunder voll-
bracht hat, um seinen Engeln, den Seelen und den Menschen die Grösse
seines Werkes zu zeigen, dass sie sein Werk, seine ganze Schöpfung
preisen, auf dass sie das Werk seiner Macht sehen und das grosse
Werk seiner Hände rühmen und ihn in Ewigkeit preisen.
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Cap. 37. Das zweite Gesicht, welches er sah, das Gesicht der
Weisheit, welches Henoch, der Sohn Jared's, Sohn Malaleel's, Sohn
Kainan s, Sohn Enos', Sohn Set's, Sohn Adam's sah. 2 Und das ist der
Anfang der Weisheitsrede, da ich (meine Stimme) erhob, zu reden (und) 10
zu sprechen zu denen, die auf der Erde wohnen. 3 Höret ihr Alten,
und sehet ihr Nachgekommenen die heiligen Worte, die ich vor dem
Herrn der Greister vortragen will. Was diese Alten betrifft, so wäre
es am besten (nur zu ihnen) zu reden, doch auch den Nachgekommenen
wollen wir den Anfang der Weisheit nicht vorenthalten. 4 Bis jetzt 15
ist vor dem Herrn der Geister noch nie die Weisheit verliehen worden,
die ich empfangen habe, gemäss meiner Einsicht nach dem Wohlgefallen
des Herrn der Geister, von dem mir das Los des ewigen Lebens zu-
erteilt worden ist. 5 Und es wurden mir zu teil drei Mahnreden, und
ich erhob meine Stimme und sprach zu denen, die auf der Erde wohnen.
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Cap. 38. Erste Mahnrede. Wann die Gemeinde der Gerechten
erscheinen wird, und die Sünder wegen ihrer Sünden gerichtet und vom
Angesicht der Erde vertrieben werden, 2 und wann die Gerechtigkeit er-
scheinen wird vor den Augen der Gerechten, deren, als der Auserwählten,
Thun dem Herrn der Geister anhängt, und wann das Licht den Ge- 25
rechten und Auserwählten, die auf der Erde wohnen, erscheinen wird
— wo wird dann die Wohnung der Sünder und der Aufenthalt derer
sein, die den Herrn der Geister verleugnet haben? Es wäre besser für
sie, sie wären nie geboren! 3 Wann die Geheimnisse der Gerechten
werden offenbart werden, da werden die Sünder gerichtet, und die Gott- 30
losen aus den Augen der Gerechten und Auserwählten vertrieben wer-
den. 4 und von nun an werden nicht mehr mächtig und erhaben sein
die, welche die Erde besitzen, und sie werden nicht im stände sein, das
Antlitz der Heiligen zu schauen, denn das Licht des Herrn der Geister
ist erschienen auf dem Antlitz der Heiligen, Gerechten und Auserwähl-
5 ten. 5 Und die Könige und Mächtigen werden dann zu Grunde gehen
und in die Hand der Gerechten und Heiligen gegeben werden. 6 Und
von da an wird keiner mehr für sie zum Herrn der Geister um Er-
barmen flehen, denn mit ihrem Leben ist es zu Ende.
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Cap. 39. [Und es wird in diesen Tagen geschehen, dass die
10 Kinder der Auserwählten und Heiligen aus dem hohen Himmel herab-
steigen, und ihr Same eins werden wird mit den Menschenkindern.
2 Und in jenen Tagen erhielt Henoch Bücher des Eifers und Zornes
und Bücher der Unruhe und Verwirrung.] Und Barmherzigkeit wird
ihnen nicht widerfahren, sprach der Herr der Geister. 3 Und in jenen
15 Tagen riss mich ein Sturmwind von der Erde hinweg und setzte mich
nieder an dem Ende der Himmel. 4 Und daselbst sähe ich ein anderes
Gesicht: die Wohnungen der Heiligen und die Ruheplätze der Gerechten.
5 Hier sahen meine Augen ihre Wohnungen bei den Engeln seiner
Gerechtigkeit und ihre Ruheplätze bei den Heiligen, und sie baten,
20 flehten und beteten für die Menschenkinder, und Gerechtigkeit floss wie
Wasser vor ihnen, und Barmherzigkeit wie Tau auf der Erde: so ist
es unter ihnen in alle Ewigkeit, 6 Und an jenem Orte sahen meine
Augen den Auserwählten der Gerechtigkeit und Treue, und Gerechtig-
keit wird in seinen Tagen herrschen, und zahllos wird (die Menge) der
25 Gerechten und Auserwählten vor ihm sein in alle Ewigkeit. 7 Und
ich sah seine Wohnung unter den Fittichen des Herrn der Geister, und
alle Gerechten und Auserwählten strahlten vor ihm wie der Glanz des
Feuers, und ihr Mund war des Lobes voll, und ihre Lippen priesen den
Namen des Herrn der Geister; und die Gerechtigkeit vergeht nicht vor
30 ihm, und das Recht hört nicht auf vor ihm. 8 Dort wünschte ich zu
wohnen, und mein Geist trug Verlangen nach jener Wohnung, daselbst
ist mir ein Anteil (schon) zuvor ausgemacht worden, denn so war es
über mich bestimmt vor dem Herrn der Geister. 9 Und in jenen Tagen
pries und erhob ich den Namen des Herrn mit Lob und Preis, weil er
zu Segnen und Rühmen mich verpflichtet hat, nach dem Wohlgefallen
des Herrn der Geister. 10 Und lange schauten meine Augen auf jenen 5
Ort, und ich pries und lobte ihn, indem ich sprach: »Preis ihm, und
gepriesen sei er von Anfang bis in Ewigkeit. 11 Vor ihm giebt es
kein Aufhören, er weiss, was ewig ist, bevor die Welt geschaffen
wurde, und was sein wird von Geschlecht zu Geschlecht. 12 Dich
preisen die, welche nicht schlafen, und sie stehen vor deiner Herrlich- 10
keit, preisen, lobsingen und erheben, indem sie sprechen: Heilig, heilig,
heilig ist der Herr der Geister, er erfüllt die Erde mit Geistern.«
13 Und hier sahen meine Augen alle die, welche nicht schlafen, wie
sie vor ihm standen, lobsangen und sprachen: »Gepriesen seist du, und
gepriesen sei der Name des Herrn in alle Ewigkeit.« 14 Und mein Ge- 15
sieht wendete sich ab, weil ich nicht mehr sehen konnte.
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Cap. 40. Und danach sah ich tausend mal tausend und zehn-
tausend mal zehntausend, unzählige- und unberechenbar viele, die vor
dem Herrn der Geister standen. 2 Ich sah und erblickte zu den vier
Seiten des Herrn der Geister vier Gesichter, verschieden von denen, 20
die nicht schlafen, und ich erfuhr ihre Namen, denn der Engel, der
mit mir gekommen war, that mir ihre Namen kund und zeigte mir alle
Geheimnisse. 3 Und ich hörte die Stimme dieser vier Gesichter, wie
sie vor dem Herrn der Herrlichkeit lobsangen. 4 Die erste Stimme
verkündet den Preis des Herrn der Geister immerdar. 5 Und die 25
zweite Stimme hörte ich den Auserwählten und die Auserwählten
preisen, die dem Herrn der Geister anhängen. 6 Und die dritte Stimme
hörte ich bitten und beten für die, welche auf Erden wohnen, und
flehen im Namen des Herrn der Geister. 7 Und die vierte Stimme
hörte ich, wie sie die Satane fortwies und ihnen nicht erlaubte, zum 30
Herrn der Geister heranzutreten, um die, welche auf Erden wohnen,
zu verklagen. 8 Und danach fragte ich den Engel des Friedens, der
mit mir ging, der mir alles Verborgene gezeigt hatte: »Wer sind diese
vier Gesichter, die ich gesehen habe, deren Rede ich vernommen und
niedergeschrieben habe?« 9 Und er sprach zu mir: »Der erste da ist
Michael, der barmherzige und langmütige, der zweite, der über alle
Krankheiten und über alle Wunden der Menschenkinder gesetzt ist, ist
Rafael, und der dritte, der über alle Mächte waltet, ist Gabriel, und
5 der vierte, der über die Reue, zur Hoffnung derer, die das ewige Leben
erben sollen, gesetzt ist, heisst Fanuel«. 10 Und das sind die vier
Engel des Herrn der Geister, und die vier Stimmen horte ich in jenen
Tagen.
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Cap. 41. Und danach sah ich alle Geheimnisse der Himmel,
10 und wie das Reich verteilt wird, und wie die Thaten der Menschen
auf der Wage gewogen werden. 2 Daselbst sah ich die Wohnungen
der Auserwählten und die Wohnungen der Heiligen, und meine Augen
sahen dort, wie alle Sünder von da vertrieben und weggeschleppt wer-
den, die den Namen des Herrn der Geister verleugnen, und ihres Bleibens
15 nicht ist infolge der Strafe, die vom Herrn der Geister ausgeht. 3 Und
daselbst sahen meine Augen die Geheimnisse der Blitze und des Don-
ners und die Geheimnisse der Winde, wie sie verteilt werden, um über
die Erde zu wehen, und die Geheimnisse der Wolken und des Taus,
und daselbst sah ich, von wo sie ausgehen an selbigem Orte, und wie
20 von da aus der Staub der Erde gesättigt wird. 4 Daselbst sah ich
verschlossene Kammern, und aus ihnen werden die Winde verteilt: die
Schatzkammer des Hagels und Windes, und die Schatzkammer des
Nebels und der Wolken, und eine Wolke daraus lagert über der Erde
von der Urzeit an. 5 Und ich sah die Kammern der Sonne und des
25 Mondes, von wo sie ausgehen und wohin sie zurückkehren, und herr-
lich ist ihre Rückkehr, und wie das eine prächtiger ist als das andere,
und stattlich ihre Bahn, und wie sie nicht aus ihrer Bahn weichen,
weder (etwas) hinzufügen, noch (etwas) weglassen von ihrer Bahn
und einander die Treue bewahren, indem sie bei ihrem Schwur bleiben.
30 6 Und zuerst geht die Sonne hervor und macht ihren Weg auf den Be-
fehl des Herrn der Geister, und sein Name w^ird dauern in alle Ewig-
keit. 7 Und danach (beginnt) der unsichtbare und der sichtbare Weg
des Mondes: er legt den Lauf seines Weges an jenem Orte bei Tag
und bei Nacht zurück. Eins steht dem andern gegenüber vor dem
Herrn der Geister, und sie danken und preisen ohne zu ruhen, denn
ihr Danken ist für sie Ruhe. 8 Denn die Sonne macht viele Umläufe
zum Segen und zum Fluche, und der Weg des Mondlaufes ist Licht
für die Gerechten und Finsternis für die Sünder in dem Namen des 5
Herrn, dör eine Scheidung gemacht hat zwischen Licht und Finsternis,
und die Geister der Menschen geteilt und die Geister der Gerechten
fest gegründet hat in den Namen seiner Gerechtigkeit. 9 Denn kein
Engel hindert (sie), und keine Macht vermag (sie) aufzuhalten, weil der
Lenker auf alle sieht und sie alle lenkt vor seinem Angesicht.
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Cap. 42. Die Weisheit fand keinen Platz, wo sie wohnen konnte,
da ward ihr eine Wohnung in den Himmeln zu teil. 2 Die Weisheit
ging aus, um bei den Menschenkindern Wohnung zu nehmen, aber sie
fand keine Wohnung; da kehrte die Weisheit zurück an ihren Ort und
nahm ihren Sitz bei den Engeln. 3 Und die Ungerechtigkeit kam her- 15
vor aus ihren Kammern, fand, die sie nicht gesucht hatte, und wohnte
bei ihnen, wie der Regen in der Wüste und der Tau auf durstigem
Erdreich.
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Cap. 43. Und ich sah abermals Blitze und die Sterne des Him-
mels, und ich sah, wie er sie bei Namen rief, und sie ihn hörten. 2 Und 20
ich sah die gerechte Wage, wie sie (darauf) gewogen werden, nach
ihren Lichtmengen, der Weite ihrer Räume und dem Tage ihres Auf-
gangs, und wie ihr Umlauf den Blitz erzeugt, und (ich sah) ihren Um-
lauf nach der Zahl der Engel, und wie sie sich unter einander die
Treue halten. 3 Und ich fragte den Engel, der mit mir ging, der mir 25
das Verborgene gezeigt hatte: »Was sind diese?« 4 Und er sprach zu
mir: »Ein Gleichnis hat der Herr der Geister dir mit ihnen gezeigt;
das sind die Namen der Heiligen, die auf Erden wohnen und an den
Namen des Herrn der Geister immerdar glauben.«
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Cap. 44. Und noch anderes sah ich in betreff der Blitze, wie 30
einige von den Sternen sich erheben und zu Blitzen werden und nun
ihre (neue) Gestalt nicht mehr zu verlassen vermögen.
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Cap. 45. Und das ist die zweite Mahnrede über die, welche den
Namen der Wohnung der Heiligen und den Herrn der Geister ver-
leugnen. 2 Sie werden weder zum Himmel aufsteigen noch auf die
Erde kommen. So wird das Los der Sünder sein, die den Namen
des Herrn der Geister verleugnet haben, die also für den Tag des
5 Leidens und der Trübsal aufbewahrt werden. 3 An jenem Tage wird
mein Auserwählter auf dem Throne sitzen und Auswahl treffen unter
ihren Werken, und ihre Wohnungen werden zahllos sein; und ihre
Seele wird in ihrem Innern erstarken, wenn sie meine Auserwählten
sehen werden, und die, welche meinen herrlichen Namen angefleht
10 haben. 4 An jenem Tage werde ich meinen Auserwählten unter ihnen
wohnen lassen, und werde den Himmel umwandeln und zum Segen und
Licht auf ewig machen. 5 Und ich werde die Erde umwandeln und
werde sie zum Segen machen und werde meine Auserwählten auf ihr
wohnen lassen, aber die, welche Sünde und Missethat begehen, sollen sie
15 nicht betreten. 6 Denn ich habe meine Gerechten gesehen und sie mit
Heil gesättigt und habe ihnen vor mir Wohnung gegeben; für die
Sünder aber steht bei mir das Gericht bevor, dass ich sie vom An-
gesicht der Erde vertilge.
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Cap. 46. Und daselbst sah ich einen, der hatte ein Haupt der
20 Tage (betagtes Haupt), und sein Haupt war weiss wie Wolle, und bei
ihm war ein anderer, dessen Gestalt hatte das Aussehen eines Menschen,
und sein Antlitz war voll Anmut gleich (dem) eines heiligen Engels.
2 Und ich fragte einen der Engel (r. den Engel), der mit mir ging
und mir alle Geheimnisse zeigte, nach jenem Menschensohne, wer er
25 wäre und woher er wäre, warum er mit dem betagten Haupte ginge.
3 Und er antwortete und sprach zu mir: »Dies ist der Menschensohn,
der die Gerechtigkeit hat, und bei dem die Gerechtigkeit wohnt, und
der alle Schätze des Verborgenen offenbart, weil der Herr der Geister
ihn auserwählt hat, und dessen Los vor dem Herrn der Geister den
30 Sieg davongetragen hat durch Gerechtigkeit in Ewigkeit. 4 Und dieser
Menschensohn, den du gesehen hast, wird die Könige und die Mäch-
tigen aufscheuchen von ihren Lagern und die Gewaltigen von ihren
Sitzen, und er wird die Zäume der Gewaltigen lösen und die Zähne der
Sünder zermalmen. 5 Und er wird die Könige von ihren Thronen und
aus ihren Reichen stossen, weil sie ihn nicht erheben und ihn nicht
preisen, noch dankbaren Sinnes anerkennen, woher ihnen das Reich
verliehen worden ist. 6 Das Angesicht der Gewaltigen wird er Ver-
stössen, und Scham wird sie erfüllen, Finsternis wird ihre Wohnung 5
sein, und Würmer werden ihnen zum Lager dienen, und sie werden
nicht hoffen dürfen, von ihrem Lager aufzustehen, weil sie den Namen
des Herrn der Geister nicht erheben. 7 Und das sind die, welche die
Sterne des Himmels richten und ihre Hand gegen den Höchsten er-
heben und die Erde niedertreten und darauf wohnen, und all ihre Hand- lO
lungen tragen Ungerechtigkeit zur Schau [und all ihre Handlungen
sind Ungerechtigkeit], und ihre Macht beruht auf ihrem Reichtum, und
ihr Glaube gehört den Göttern, die sie mit Händen gemacht haben; und
sie verleugnen den Namen des Herrn der Geister, 8 und verfolgen seine
Versammlungs-Häuser und die Gläubigen, die dem Namen des Herrn 15
der Geister anhängen.«
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Cap. 47. Und in jenen Tagen wird das Gebet der Gerechten und
das Blut des Gerechten von der Erde aufgestiegen sein vor den Herrn
der Geister. 2 In diesen Tagen werden die Heiligen, die hoch in den
Himmeln wohnen, vereint mit einer Stimme flehen, beten, rühmen, danken 20
und preisen den Namen des Herrn der Geister wegen des Blutes der
Gerechten, das vergossen worden ist, und wegen des Gebetes der Ge-
rechten, dass es nicht vergeblich sein möge, vor dem Herrn der Geister,
dass ihnen Recht geschajfft werde, und sie nicht ewig sich zu gedulden
haben. 3 In jenen Tagen sah ich das betagte Haupt, als es sich auf 25
den Thron seiner Herrlichkeit setzte, und die Bücher der Lebendigen
vor ihm aufgeschlagen wurden, und sein ganzes Heer, das hoch oben
in den Himmeln ist, und seine Rats Versammlung vor ihm standen.
4 Und das Herz der Heiligen wurde voll Freude, dass die Zahl der
Gerechtigkeit bald erreicht, das Gebet der Gerechten erhört, und das 30
Blut der Gerechten vor dem Herrn der Geister gerächt worden sei.
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Cap. 48. Und an jenem Orte sah ich die Quelle der Gerechtig-
keit, die war unerschöpflich, und rings herum umgaben sie viele Quellen
der Weisheit, und alle Durstigen tranken aus ihnen und wurden voll
Weisheit, und sie hatten ihre Wohnungen bei den Gerechten und Hei-
ligen und Auserwählten. 2 Und in jener Stunde wurde jener Men-
schensohn in Gegenwart des Herrn der Geister genannt, und sein Name
5 vor dem betagten Haupte. 3 Und bevor die Sonne und die Zeichen
geschaffen wurden, bevor die Sterne des Himmels gemacht waren, ist
sein Name vor dem Herrn der Geister genannt worden. 4 Er wird für
die Gerechten ein Stab sein, dass sie sich auf ihn stützen und nicht
fallen; er wird das Licht der Völker sein und die Hoffnung derer, welche
10 Kummer in ihrem Herzen tragen. 5 Es werden niederfallen und an-
beten vor ihm alle, die auf Erden wohnen, und sie werden preisen,
rühmen und lobsingen dem Herrn der Geister. 6 Und darum ist er
auserwählt und verborgen worden vor ihm, ehe die Welt geschaffen
wurde und bis in Ewigkeit. 7 Und die Weisheit des Herrn der Geister
15 bat ihn den Heiligen und Gerechten offenbart, denn er hat das Los
der Gerechten bewahrt, weil sie diese Welt der Ungerechtigkeit gehasst
und verachtet haben und all ihr Werk und ihre Wege im Namen des
Herrn der Geister gehasst haben, denn in seinem Namen werden sie
errettet, und er wird der Rächer für ihr Leben. 8 Und in jenen Tagen
20 werden die Könige der Erde und die Mächtigen, die das Erdreich be-
sitzen, zu solchen geworden sein, die den Blick zu Boden schlagen um
des Werkes ihrer Hände willen, denn am Tage ihrer Angst und Not
werden sie nicht ihre Seele retten. 9 Und ich werde sie in die Hand
meiner Auserwählten geben, wie Stroh im Feuer und wie Blei im
25 Wasser, so werden sie vor dem Angesicht der Heiligen brennen und
vor dem Angesicht der Gerechten untersinken, und keine Spur mehr
wird von ihnen zu finden sein. 10 Und an dem Tage ihrer Not wird
auf Erden Ruhe werden, und sie werden vor ihnen fallen und sich
nicht wieder erheben, und niemand wird da sein, der sie mit seiner
30 Hand erfasste und sie aufhöbe, denn sie haben den Herrn der Geister
und seinen Gesalbten verleugnet. Und der Name des Herrn der Geister
sei gepriesen.
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Cap. 49. Denn Weisheit ist ausgegossen wie Wasser, und Herr-
lichkeit hört vor ihm nicht auf in alle Ewigkeit. 2 Denn er ist mächtig
in allen Geheimnissen der Gerechtigkeit, und Ungerechtigkeit wird wie
ein Schatten vergehen und keinen Bestand haben; denn der Auserwählte
ist aufgestanden vor dem Herrn der Geister, und seine Herrlichkeit 5
währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und seine Macht von Geschlecht zu
Geschlecht. 3 Und in ihm wohnt der Geist der Weisheit, und der
Geist, der Einsicht verleiht, der Geist der Lehre und Kraft, und der
Geist derer, die in Gerechtigkeit entschlafen sind. 4 Und er wird das
Verborgene richten, und niemand wird unnütze Reden vor ihm führen 10
können, denn er ist der Auserwählte vor dem Herrn der Geister, nach
seinem Wohlgefallen.
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Cap. 50, Und in jenen Tagen wird eine Wandelung stattfinden für
die Heiligen und Auserwählten: das Licht der Tage wird über ihnen
wohnen, und Herrlichkeit und Ehre wird den Heiligen sich zukehren. 15
2 Und an dem Tage der Not, da das Unheil auf die Sünder gehäuft
sein wird, werden die Gerechten den Sieg davontragen im Namen des
Herrn der Geister, und er wird (es) den anderen zeigen, dass sie Busse
thun und von dem Thun ihrer Hände lassen. 3 Und sie werden keine
Ehre haben im Namen des Herrn der Geister, aber in seinem Namen 20
werden sie errettet werden, und der Herr der Geister wird sich ihrer
erbarmen, denn seine Barmherzigkeit ist gross. 4 Und er ist gerecht
in seinem Gericht, und angesichts seiner Herrlichkeit wird auch die
Ungerechtigkeit nicht in seinem Gericht bestehen: wer nicht Busse thut
vor ihm, wird untergehen. 5 Und von nun an will ich kein Erbarmen 25
mehr mit ihnen haben, spricht der Herr der Geister.
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Cap. 51» Und in jenen Tagen wird auch die Erde das ihr Anver-
traute wiedergeben, und die Unterwelt wird zurückgeben, was sie
empfangen hat, und die Hölle wird herausgeben, was sie schuldig ist.
2 Und er wird die Gerechten und Heiligen unter ihnen auswählen,
denn der Tag ist herangekommen, dass sie gerettet werden sollen.
3 Und der Auserwählte wird in jenen Tagen auf meinem Throne sitzen,
5 und alle Geheimnisse der Weisheit werden den Gedanken seines Mundes
entströmen, denn der Herr der Geister hat es ihm gegeben und hat ihn
Terherrlicht. 4 In jenen Tagen werden die Berge wie Böcke springen,
und die Hügel wie Lämmer hüpfen, die mit Milch gesättigt sind; und
alle werden zu Engeln im Himmel werden. 5 Und ihr Antlitz wird vor
10 Freude leuchten, weil in jenen Tagen der Auserwählte aufgestanden ist,
und die Erde wird sich freuen, und die Gerechten werden auf ihr wohnen,
und die Auserwählten auf ihr gehen und wandeln.
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CaP. 52. Und nach jenen Tagen, an jenem Orte, wo ich alle Gesichte
dessen, was im Verborgenen ist, gesehen hatte, — ich ward nämlich im
15 Wirbelwind hinweggerissen und man brachte mich nach Westen —
2 dort sahen meine Augen alle verborgenen Dinge des Himmels, die
noch sein werden, einen Berg von Eisen und einen von Kupfer und
einen von Silber und einen von Gold, einen von Zinn und einen von
Blei. 3 Und ich fragte den Engel, der mit mir ging, indem ich sprach:
20 »Was sind das für Dinge da, die ich im Verborgenen gesehen habe?«
4 Und er sprach zu mir: »Dies alles, was du gesehen hast, dient der
Herrschaft seines Gesalbten, auf dass er stark und mächtig auf Erden sei.«
5 Und es antwortete jener Engel des Friedens, indem er zu mir sprach:
»Warte ein wenig, so wird dir alles Verborgene, was der Herr der
25 Geister umschlossen hält, offenbart werden. 6 Und jene Berge, die
deine Augen gesehen haben, der Berg von Eisen und der von Kupfer,
der von Silber und der von Gold, der von Zinn und der von Blei, diese
alle werden vor dem Auserwählten wie Wachs vor dem Feuer sein und
wie Wasser, welches von oben her über jene Berge herabläuft; und sie
30 werden schwach sein vor seinen Füssen. 7 Und in jenen Tagen wird
keiner sich retten, weder durch Gold noch durch Silber, und keiner wird
entfliehen können. 8 Und es wird kein Eisen mehr für den Krieg geben,
und kein Zeug zum Brustpanzer, Erz wird nutzlos sein, und Zinn wird
nutzlos sein und nichts gelten, und Blei nicht begehrt werden. 9 Alle
diese Dinge werden verschwinden und vom Antlitz der Erde vertilgt
werden, wann der Auserwählte vor dem Angesicht des Herrn der Geister
erscheinen wird.«
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Cap. 53. Und daselbst sahen meine Augen ein tiefes Thal mit weit-
geö£Fneten Schlünden, und alle, die auf der Erde, auf dem Meere und 5
auf den Inseln wohnen, werden ihm Gaben, Geschenke und Huldigungs-
zeichen bringen, aber dieses tiefe Thal wird nicht voll werden. 2 Und
ihre Hände begehen Frevel, und alles, worum die Gerechten sich mühen,
das fressen die Sünder in frevelhafter Weise au£^ und so werden die
Sünder vor dem Angesicht des Herrn der Geister vertilgt und von seiner 10
Erde hinweggetrieben werden unaufhörlich, immer und ewig. 3 Denn
ich sah alle Strafengel sich niederlassen und alle Werkzeuge des Satans
in Bereitschaft setzen. 4 Und ich fragte den Engel des Friedens, der
mit mir ging: »Für wen machen sie diese Werkzeuge bereit?« 5 Und
er sprach zu mir: »Die machen sie zurecht für die Könige und Mächtigen 15
dieser Erde, dass sie damit vernichtet werden. 6 Und darnach wird der
Gerechte und Auserwählte das Haus seiner Gemeindeversammlung er-
scheinen lassen; von nun an wird sie nicht mehr gehindert werden im
(Schutze des) Namens des Herrn der Geister. 7 Und diese Berge werden
vor seiner Gerechtigkeit nicht (fest) wie die Erde sein, und die Hügel 20
werden wie ein Wasserquell sein, und die Gerechten werden Ruhe haben
vor der Bedrückung der Sünder.«
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Cap. 54. Und ich blickte auf und wandte mich nach einer anderen
Seite der Erde, und ich sah daselbst ein tiefes Thal mit einem flammenden
Feuer. 2 Und man brachte die Könige und Mächtigen und warf sie in 25
dieses tiefe Thal. 3 Und daselbst sahen meine Augen, wie man verfertigte,
was zu ihren Folterwerkzeugen gehört: eiserne Ketten von unermess-
lichem Gewicht. 4 Und ich fragte den Engel des Friedens, der mit mir
ging, indem ich sprach: »Für wen werden diese Folterketten bereitet?«
5 Und er sprach zu mir: »Diese werden für das Heer Azazels bereitet, 30
um sie zu nehmen und in die äusserste Verdammnis zu werfen, und
mit rauhen Steinen ihre Kinnbacken zu bedecken, wie der Herr der
Geister befohlen hat. 6 Und Michael, Gabriel, Rafael und Fanuel, die
werden sie an jenem grossen Tage packen und sie an jenem Tage in
den brennenden Ofen werfen, damit der Herr der Geister an ihnen
Rache nehme für ihre Ungerechtigkeit, dafür dass sie Satan unterthan
geworden sind und die Erdenbewohner verführt haben.«
7 Und in jenen Tagen wird das Strafgericht des Herrn der Geister
5 anbrechen und wird alle Behälter der Wasser öjffnen, die oben in den
Himmeln sind, und der Quellen, [die unter den Himmeln und derer,]
die unter der Erde sind. 8 Und alles wird sich vereinigen, Wasser
mit Wasser; das welches oben in den Himmeln ist, ist männlich,
und das Wasser, welches unter der Erde ist, ist weiblich.
9 Und alle, 10 die auf Erden wohnen und unter den Enden des Himmels hausen, werden
vernichtet werden. 10 Und dadurch werden sie (dann) ihr Unrecht er-
kennen, das sie auf Erden begangen haben, und durch dasselbe werden
sie zu Grunde gehen.
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Cap. 55. Und darnach reute es das betagte Haupt und es sprach:
15 »Umsonst habe ich alle vernichtet, die auf der Erde wohnen.« 2 Und
er schwur bei seinem grossen Namen: »Von nun an werde ich nicht
(wieder) allen, die auf Erden wohnen also thun, und ich will ein Zeichen
an die Himmel setzen, und es soll zwischen mir und zwischen euch
ein Unterpfand der Treue sein auf ewig, so lange der Himmel über der
20 Erde ist.«
3 »Und dies geschieht auf meinen Befehl; wenn ich gewünscht habe,
sie durch die Hand der Engel zu packen am Tage der Not und Trübsal
angesichts dieses meines Zornes und meines Strafgerichts, so werde ich
(auch) meinen Zorn und mein Strafgericht auf ihnen bleiben lassen«,
25 spricht Gott, der Herr der Geister. 4 »Ihr mächtigen Könige, die ihr auf
Erden wohnet, ihr sollt meinen Auserwählten sehen, wie er auf dem
Throne der Herrlichkeit sitzt und den Azazel und seine ganze Sippschaft
und sein ganzes Heer richtet im Namen des Herrn der Geister.«
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Cap. 56. Und ich sah daselbst die Heerscharen der Strafengel, wie sie
30 gingen und Ruten und Fesseln von Erz und Eisen hielten. 2 Und ich
fragte den Engel des Friedens, der mit mir ging, indem ich sprach: »Zu
wem gehen die, welche die Ruten halten?« 3 Und er sprach zu mir:
»Zu ihren Auserwählten und ihren Geliebten, dass sie in die tiefe Kluft
des Thaies geworfen werden. 4 Und dann wird jenes Thal sich füllen
mit ihren Auserwählten und Geliebten, und der Tag ihres Lebens wird
zu Ende sein, und der Tag ihrer Verirrung wird von nun an nicht mehr 5
gezählt werden.«
5 Und in jenen Tagen werden die Engel sich wenden und sich gen
Osten auf die Parther und Meder stürzen; die Könige werden sie erregen,
so dass der Geist des Aufruhrs über sie kommt, und werden sie auf-
jagen von ihren Thronen, dass sie wie Löwen aus ihren Lagern hervor- 10
brechen und wie hungrige Wölfe mitten unter ihre Herde. 6 Und sie
werden heraufziehen und das Land seiner Auserwählten niedertreten,
und das Land seiner Auserwählten wird vor ihnen zur Dreschtenne und
zur Landstrasse werden. 7 Aber die Stadt meiner Gerechten wird ein
Hindernis für ihre Rosse sein, und sie werden untereinander Kampf 15
erheben, und ihre Rechte wird gegen sie selbst gewaltthätig sein, nicht
wird einer seinen Bruder kennen, noch der Sohn seinen Vater und seine
Mutter, bis die Zahl der Leichen (voll) ist infolge ihres Sterbens, und
das Strafgericht über sie soll nicht vergeblich sein. 8 Und in jenen
Tagen wird das Totenreich seinen Rachen öffnen, so dass sie in das- 20
selbe hinabsinken, und ihrer Vernichtung ist freier Lauf gelassen (?);
das Totenreich wird die Sünder verschlingen vor dem Angesicht der
Auserwählten.
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Cap. 57. Und es geschah darnach, dass ich ein anderes Heer von
Wagen sah, auf denen Menschen fuhren und (wie) auf Windes(flügeln) 25
von Osten nach Westen zum Süden kamen. 2 Und man hörte das
Rollen ihrer Wagen, und als dieses Getümmel sich erhob, bemerkten
es die Heiligen vom Himmel, und die Säulen der Erde bewegten sich 
 
von ihrem Platze, und man hörte es von einem Ende des Himmels bis
zum andern während eines Tages. 3 Und sie werden alle niederfallen
und den Herrn der Geister anbeten. 
Und das ist das Ende der zweiten Mahnrede.
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CaP. 58. Und ich begann die dritte Mahnrede zu halten über die
Gerechten und die Auserwählten. 2 Selig seid ihr Gerechten und Aus-
erwählten, denn herrlich wird euer Los sein. 3 Und die Gerechten
werden im Lichte der Sonne, und die Auserwählten im Lichte des
ewigen Lebens sein; und die Tage ihres Lebens haben kein Ende, und
10 die Tage der Heiligen sind ohne Zahl. 4 Und sie werden das Licht
suchen und Gerechtigkeit finden bei dem Herrn der Geister. Heil den
Gerechten im Namen des Herrn der Welt! 5 Und darnach wird den
Heiligen im Himmel aufgetragen werden, dass sie die Geheimnisse der
Gerechtigkeit, das Los der Treue, suchen sollen, denn es ist sonnenhell
15 geworden auf Erden, und die Finsternis ist vergangen. 6 Und unauf-
hörliches Licht wird sein, und bis zu einer Grenze der Tage werden
sie nicht kommen, denn zuvor ist die Finsternis vernichtet worden, und
das Licht wird bleiben vor dem Herrn der Geister, und das Licht der
Rechtschaffenheit wird in Ewigkeit bleiben vor dem Herrn der Geister.
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CaP. 59. In jenen Tagen sahen meine Augen die Geheimnisse der
Blitze und Lichter und ihre Rechtsordnung; sie blitzen zum Segen oder
zum Fluch, wie der Herr der Geister es will. 2 Und daselbst sah ich
die Geheimnisse der Donner, und (wie es ist,) wenn es hoch oben im
Himmel schmettert, und ihr Schall sich hören lässt; und die Wohnplätze
25 der Erde Hess er mir erscheinen samt dem Schall des Donners, sei es
zum Heil und Segen, sei es zum Fluche, nach dem Worte des Herrn
der Geister. 3 Und darnach wurden mir alle Geheimnisse der Lichter
und der Blitze gezeigt, wie sie zum Segen und zur Sättigung blitzen.
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Cap. 60. Im Jahre fünfhundert, im siebenten Monat am vierzehnten
30 Tage des Monats im Leben Henochs (r. Noahs). In jenem Bilde sah
ich, wie ein gewaltiges Beben den Himmel der Himmel erbeben Hess,
und wie das Heer des Höchsten und die Engel, tausend mal tauSend
und zehntausend mal zehntausend, erschüttert wurden in heftiger Er-
schütterung. 2 Und wie das betagte Haupt auf dem Throne seiner
85 Herrlichkeit sass, und die Engel und Gerechten im Kreise um ihn herum
standen. 3 Und mich erfasste ein gewaltiges Zittern, und Furcht ergriff
mich, meine Hüften lösten sich, und meine Nieren schmolzen dahin,
und ich fiel auf mein Antlitz. 4 Da sandte Michael einen andern Engel
aus (der Zahl) der Heiligen, und er hob mich auf, und als er mich auf-
gerichtet hatte, kehrte mein Geist zurück, denn ich hatte nicht vermocht 5
den Anblick dieses Heeres und diese Erschütterung und das Beben des
Himmels zu ertragen. 5 Und Michael sprach zu mir: »Warum erschüttert
dich der Anblick solcher Dinge? Bis heute hat der Tag seiner Barmherzigkeit
gewährt, und (bis heute) ist er barmherzig und langmütig gewesen gegen die,
welche auf Erden wohnen. 6 Aber wenn der Tag und die Macht und die lö
Strafe und das Gericht kommen wird, das der Herr der Geister für die
bereitet hat, welche dem gerechten Gericht sich nicht unterwerfen und
welche das gerechte Gericht leugnen und seinen Namen umsonst tragen
— und jener Tag ist bereitet für die Auserwählten zum Bunde und für
die Sünder zur Untersuchung — (24 c da wird er die Kleinen mit ihren 15
Müttern und die Sohne mit ihren Vätern töten usw.«)
7 Und an jenem Tage werden zwei Ungeheuer ihren Platz zugewiesen
erhalten (wörtl. verteilt werden), ein weibliches, mit Namen Leviathan,
um im Abgrunde des Meeres zu wohnen, über den Quellen der Wasser;
8 das männliche aber heisst Behemot, das mit seiner Brust die öde 20
Wüste einnimmt, genannt Dendain, im Osten des Gartens, wo die Aus-
erwählten und Gerechten wohnen, wo mein Ahn aufgenommen worden
ist, der siebente seit Adam, dem ersten Menschen, den der Herr der
Geister erschaffen hat. 9 Und ich bat einen andern Engel, dass er mir
die Macht jener Ungeheuer zeigen möchte, wie sie an einem Tage getrennt 25
und dahin geworfen wurden, das eine in den Abgrund des Meeres und das
andere in die Dürre der Wüste. 10 Und er sprach zu mir: »Du Menschen-
kind, du begehrst hier zu wissen, was verborgen ist.
Und es sprach zu mir der andere Engel, der mit mir ging, und
mir zeigte, was im Verborgenen ist, das Erste und das Letzte, im
Himmel hoch oben und unter der Erde in der Tiefe, an den Enden des
Himmels und an den Grundfesten des Himmels: und zwar die Schatz-
5 kammern der Winde, 12 und wie die Winde verteilt und wie sie ge-
wogen werden, und wie die Quellen der Winde verteilt und gezählt
werden nach der Kraft des Windes, und die Kraft des Mondlichtes, und
wie es eine Kraft der Gleich mässigkeit (giebt), und die Abteilungen der
Sterne nach ihren Namen, und wie jede Abteilung abgeteilt wird; 13 und
10 die Donner nach den Orten ihres Falles, und all die Abteilungen, die
bei den Blitzen gemacht werden, dass es blitze, und ihre Scharen, da-
mit sie sofort gehorchen. 14 Denn der Donner hat Pausen in der Dauer,
die seinem Schall verliehen worden ist; und Donner und Blitz sind
nicht zu trennen, auch nicht in einem einzigen Punkte; durch Vermittelung
15 des Geistes gehen sie beide zusammen und trennen sich nicht. 15 Denn
wenn der Blitz blitzt, erhebt der Donner seine Stimme, und alsbald
lässt der Geist Ruhe eintreten und verteilt in gleicher Weise zwischen
ihnen, denn der Vorrat ihrer Schläge ist wie Sand, und jeder einzelne
derselben wird mit einem Zaume festgehalten und durch die Kraft des
20 Geistes zurückgewendet und ebenso vorwärts getrieben nach der Menge
der Gegenden der Erde. 16 Und der Geist des Meeres ist männlich und
stark und gemäss der Gewalt seiner Stärke zieht er es mit dem Zaume
zurück, und ebenso wird es vorwärts getrieben und in allen Bergen der
Erde zerstreut. 17 Und der Geist des Reifs ist sein Engel, und der
25 Geist des Hagels ist ein guter Engel. 18 Und der Geist des Schnees
hat (die Kammer) verlassen wegen seiner Kraft, und ein besonderer Geist
ist darin; und was daraus aufsteigt, ist wie Rauch und sein Name ist
Frost. 19. Und der Geist des Nebels ist nicht mit ihnen vereint in ihren
Kammern, sondern hat seine Kammer besonders, denn sein Lauf zeigt Klar-
heit (?) in Licht und Finsternis, im Winter und Sommer, und in seiner Kammer
ist ein Engel. 20 Und der Geist des Taus hat seine Wohnung an den 5
Enden des Himmels, und sie hängt mit den Kammern des Regens zusammen,
und sein Lauf geht im Winter und Sommer, und seine Wolken und
die Wolken des Nebels sind (miteinander) verbunden, und einer giebt
dem andern. 21 Und wenn der Geist des Regens sich aus seiner Kammer
herausbewegt, da kommen die Engel, thun die Kammer auf und führen 10
ihn heraus, und wann er über das ganze Festland sich verbreitet, ver-
eint er sich mit dem Wasser, das auf dem Festlande ist, [und jedesmal
wenn er sich mit dem Wasser vereint, das auf dem Festlande ist 4«- -jf ^]
22 Denn die Wasser sind für die Erdbewohner da, denn sie sind die
Nahrung der Erde vom Höchsten, der im Himmel ist. Darum hat der 15
Regen ein Mass und die Engel nehmen ihn in Empfang. 23 Dies alles sah
ich bis zum Garten der Gerechten. 24 Und der Engel des Friedens, der
bei mir war, sprach zu mir:
»Diese beiden Ungeheuer, bereitet gemäss der Grösse Gottes, werden
gefüttert, damit ^ -h- -jf [das Strafgericht des Herrn der Geister vergebens]. 20
Da wird er die Kleinen mit ihren Müttern und die Söhne mit ihren
Vätern töten. 25 Wann das Strafgericht des Herrn der Geister über
ihnen ruhen wird, wird es ruhen bleiben, damit das Strafgericht des
Herrn der Geister nicht vergebens über jene gekommen sei; darnach
wird das Gericht stattfinden nach seiner Barmherzigkeit und seiner Ge-
duld.«
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Cap. 61. Und ich sah in jenen Tagen, wie jenen Engeln lange
Schnüre gegeben wurden, und sie nahmen sich Flügel, flogen und eilten
davon gen Norden. 2 Und ich fragte den Engel, indem ich zu ihm
sprach: »Wozu haben jene die Schnüre genommen und sind fortge- 30
gangen?« Und er sprach zu mir: »Sie sind gegangen, um zu messen.«
3 Und der Engel der mit mir ging, sprach zu mir: »Diese bringen die
Masse der Gerechten und die Schnüre der Gerechten zu den Gerechten,
dass sie sich auf den Namen des Herrn der Geister stützen in Ewig-
5 keit. 4 Die Auserwählten werden anfangen bei den Auserwählten zu
wohnen, und das sind die Masse, die der Treue gegeben werden, und
die die Gerechtigkeit stärken. 5 Und diese Masse werden alle Geheimnisse
der Tiefe der Erde enthüllen und welche von der Wüste verschlungen,
und welche von den Fischen des Meeres und den wilden Tieren ge-
10 fressen worden sind, dass sie zurückkehren und sich auf den Tag des
Auserwählten stützen; denn niemand wird vernichtet werden vor dem
Herrn der Geister, und niemand kann vernichtet werden. « 6 Und alle,
die oben im Himmel sind, empfingen Befehl und Macht, ein Wort und ein
Licht wie Feuer. 7 Und sie priesen jenen mit dem ersten Laut (?) und
15 erhoben und lobten ihn mit Weisheit, und sie waren (selbst) weise in
der Rede und in dem Geiste des Lebens. 8 Und der Herr der Geister
hat seinen Auserwählten auf den Thron der Herrlichkeit gesetzt, und
er wird alle Werke der Heiligen oben im Himmel richten und ihre
Thaten werden auf der Wage gewogen werden. 9 Und wenn er sein
20 Antlitz erheben wird, um ihre verborgenen Wege nach der Rede des
Namens des Herrn der Geister, und ihren Pfad nach dem Wege der
gerechten Gerichte des Herrn der Geister zu richten, da werden sie alle
mit einer Stimme reden und preisen, rühmen, erheben und heiligen den
Namen des Herrn der Geister. 10 Und es wird rufen das ganze Heer der
25 Himmel, und alle Heiligen droben, und das Heer Gottes, die Cherubim,
Seraphim und Ophanim und alle Engel der Macht und alle Engel
der Herrschaften und der Auserwählte und die anderen Mächte,
welche auf dem Festland (und) über dem Wasser sind, 11 werden an
jenem Tage eine Stimme erheben und preisen, rühmen und erheben im
30 Geiste des Glaubens und im Geiste der Weisheit und im (Geiste der)
Geduld, im Geiste der Barmherzigkeit und im Geiste des Rechtes und
des Friedens und im Geiste der Güte und werden alle mit einer
Stimme rufen: »Gepriesen sei er, und gepriesen sei der Name des
Herrn der Geister immerdar und bis in Ewigkeit!« 12 Es werden ihn
preisen alle, die nicht schlafen, oben im Himmel, es werden ihn preisen 5
alle Keiligen, die im Himmel sind, und alle Auserwählten, die im Gar-
ten des Leben wohnen, und jeder Geist des Lichtes, der zu preisen, zu
rühmen, zu erheben und zu heiligen vermag deinen gepriesenen Namen,
und alles Fleisch, das deinen Namen überschwenglich rühmen und
preisen wird in alle Ewigkeit. 13 Denn gross ist die Barmherzigkeit des 10
Herrn der Geister, und er ist langmütig; und alle seine Werke und den
ganzen Umfang seiner Werke hat er den Gerechten und Auserwählten
offenbart im Namen des Herrn der Geister.
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Cap. 62» Und also gebot der Herr den Königen, den Mächtigen
und Hohen und denen, die die Erde bewohnen, und sprach: »Öffnet 15
eure Augen und erhebt eure Hörner, wenn ihr den Auserwählten zu er-
kennen vermöget.« 2 Und der Herr der Geister sass auf dem Throne
seiner Herrlichkeit, und der Geist der Gerechtigkeit wurde über ihn (den
Auserwählten) ausgegossen: und die Rede seines Mundes tötet alle
Sünder, und alle Ungerechten werden vor seinem Antlitz vernichtet. 20
3 An jenem Tage werden alle Könige und Mächtigen und Hohen und
die, welche die Erde besitzen, aufstehen und sie werden ihn sehen und
erkennen, dass er auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzt, und Gerech-
tigkeit vor ihm gerichtet wird, und ein unnützes Wort vor ihm nicht
gesprochen wird. 4 Da wird Schmerz über sie kommen, wie (über) ein 25
Weib, das in den Wehen liegt und Not hat zu gebären, wenn ihr
Kind in den Muttermund tritt, und es ihr hart ankommt, zu gebären.
5 Und ein Teil von ihnen wird den anderen ansehen, und sie werden er-
schrecken und ihr Antlitz zu Boden schlagen, und Schmerz wird sie
ergreifen, wenn sie jenen Mannessohn auf dem Throne seiner Herrlich-
keit sitzen sehen. 6 Und die Könige und die Mächtigen und alle, die
die Erde besitzen, werden rühmen, preisen und erheben den, der alles
5 Verborgene beherrscht. 7 Denn von Anfang an ist der Meuschensohn
verborgen gewesen, und der Höchste hat ihn bewahrt angesichts seiner
Macht und den Auserwählten offenbart. 8 Und die Gemeinde der Aus-
erwählten und Heiligen wird gesät werden, und alle Auserwählten
werden an jenem Tage vor ihm stehen. 9 Und alle Könige und Mäch-
10 tigen und Hohen und die, welche die Erde beherrschen, werden vor
ihm niederfallen auf ihr Antlitz, sich beugen und auf jenen Menschen-
sohn ihre Hoffnung setzen, und sie werden ihn anflehen und Barmher-
zigkeit von ihm erbitten. 10 Aber jener Herr der Geister wird sie drängen,
dass sie eilig fortgehen von seinem Angesicht, und ihr Antlitz wdrd
15 voll Scham werden, und Finsternis wird auf ihr Antlitz gehäuft wer-
den. 11 Und er wird sie den Engeln zum Strafvollzug überliefern, damit
sie Vergeltung an ihnen üben dafür, dass sie seine Kinder und Aus-
erwählten bedrückt haben. 12 Und sie werden ein Schauspiel für die Ge-
rechten und seine Auserwählten sein; sie werden sich über sie freuen,
20 weil der Zorn des Herrn der Geister auf ihnen ruht, und sein Schwert
von ihnen trunken wird. 13 Und die Gerechten und Auserwählten wer-
den an jenem Tage gerettet werden und werden von nun an das Ant-
litz der Sünder und Ungerechten nicht mehr sehen. 14 Und der Herr
der Geister wird über ihnen wohnen, und mit jenem Menschensohne
25 werden sie essen und sich niederlegen und aufstehen in alle Ewigkeit.
15 Und die Gerechten und Auserwählten werden sich erhoben haben von
der Erde und werden aufhören das Antlitz zu Boden zu schlagen und
werden mit dem Kleide der Herrlichkeit angethan sein. 16 Und das soll
euer Kleid sein, das Kleid des Lebens von dem Herrn der Geister; und
eure Kleider werden nicht alt werden, und eure Herrlichheit wird nicht
vergehen vor dem Herrn der Geister.
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Cap. 63. In jenen Tagen werden die Mächtigen und die Könige, die
die Erde besitzen, seine Strafengel, denen sie überliefert sind, anflehen,
dass sie ihnen etwas Ruhe lassen möchten, damit sie niederfallen und 5
sich beugen vor dem Herrn der Geister und ihre Sünden vor ihm be-
kennen. 2 Und sie werden preisen und rühmen den Herrn der Geister
und sprechen: »Gepriesen sei der Herr der Geister und der Herr der
Könige, der Herr der Mächtigen und der Herr der Reichen, der Herr
der Herrlichkeit und der Herr der Weisheit, und es wird Licht in alles 10
Verborgene kommen. 3 Deine Macht währt von Geschlecht zu Geschlecht,
und deine Herrlichkeit in alle Ewigkeit, tief und ohne Zahl sind deine Ge-
heimnisse, und deine Gerechtigkeit ergründet keine Rechnung. 4 Jetzt
haben wir eingesehen, dass wir rühmen und preisen sollen den Herrn
der Könige, und den König über alle Könige.« 5 Und sie werden sagen: 15
»0 dass uns jemand Ruhe gäbe! dass wir rühmen, danken und be-
kennen könnten vor deiner Herrlichkeit. 6 Jetzt begehren wir ein wenig
Ruhe, aber erlangen sie nicht; wir werden weggetrieben und erhalten
sie nicht; das Licht ist vor uns verschwunden, und Finsternis ist unser
Wohnsitz in alle Ewigkeit. 7 Denn wir haben vor ihm kein Bekenntnis 20
abgelegt und den Namen des Herrn der Geister nicht gerühmt,
und ihn nicht als unsern Herrn gerühmt, sondern unsere Hoffnung
gründete sich auf das Scepter unseres Reiches und auf unsere Herr-
lichkeit. 8 An dem Tage unserer Not und unserer Trübsal wird er
uns nicht erretten, und wir werden keine Ruhe finden^ um zu bekennen, 25
dass unser Herr wahrhaftig ist in all seinem Thun, seinem Gericht
und seiner Gererechtigkeit, und dass seine Gerichte die Person nicht an-
sehen. 9 Und wir werden vergehen vor seinem Angesicht um unserer
Werke willeo, und alle unsere Sünden sind richtig gezählt.« 10 Jetzt
werden sie zu ihnen sagen: »Unsere Seele ist gesättigt mit ungerechtem
Gut, aber sie wird nicht verhindern, dass wir mitten heraus hinabfahren
in die Höllenpein.« 11 Und danach wird ihr Antlitz voll Finsternis
5 und Scham werden vor jenem Menschensohne, und sie werden vor
seinem Angesicht Verstössen werden, und das Schwert wird unter ihnen
vor seinem Angesicht hausen. 12 Und also sprach der Herr der Geister:
»Das ist die Verordnung und das Gericht über die Mächtigen und die
Könige und die Hohen und die, welche die Erde besitzen, vor dem
10 Herrn der Geister.«
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Cap. 64. Und ich sah (noch) andere Gestalten an jenem Orte im Ver-
borgenen. 2 Ich hörte die Stimme des Engels, wie er sprach: »Das sind
die Engel, die auf die Erde herabgekommen sind und den Menschen-
kindern offenbart haben, was im Verborgenen war, und die Menschen-
15 kinder verführt haben, Sünde zu thun.«
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Cap. 65. In jenen Tagen sah Noah, wie die Erde sich neigte und
wie ihr Untergang nahe war. 2 Da brach er auf von da und ging
bis an die Enden der Erde und schrie zu seinem Gross vater Henoch,
und Noah rief mit betrübter Stimme dreimal: »Höre mich, höre mich,
20 höre mich!« 3 Und ich sprach zu ihm: »Sage mir, was ist das, was
auf der Erde vorgeht, dass die Erde so elend ist und bebt? Dass ich nur
nicht etwa mit ihr zu Grunde gehe!« 4 Und alsbald fand eine
gewaltige Erschütterung auf Erden statt, und eine Stimme vom
Himmel Hess sich vernehmen, und ich fiel auf mein Angesicht. 5 Da kam
25 Henoch, mein Gross vater, trat zu mir und sprach: »Warum hast du
nach mir mit so betrübter und thränenvoller Stimme geschrieen? 6 Ein
Befehl ist vom Angesicht des Herrn über die, welche auf Erden wohnen,
ausgegangen, dass dies ihr Ende sein soll, denn sie kennen alle Ge-
heimnisse der Engel und alle Gewaltthätigkeit der Satane und alle
30 verborgenen Kräfte und alle Kraft derer, die Zauberei treiben, und die
Kraft der Besprechungen und die Kraft derer, die die Gussbilder der
ganzen Erde giessen; 7 und wie das Silber erzeugt wird aus dem Staube
der Erde, und wie das Gussmetall auf der Erde entsteht. 8 Denn Blei
und Zinn wird nicht aus der Erde erzeugt, wie ersteres; eine Quelle
35 ist es, die sie hervorbringt, und ein Engel steht darin, und jener Engel
ist behend«. 9 Und darnach fasste mich mein Grossvater Henoch bei
meiner Hand, hob mich auf und sprach zu mir: »Geh, denn ich habe
den Herrn der Geister nach dieser Erschütterung auf Erden gefragt.«
10 Und er sprach (weiter) zu mir: »Wegen ihrer Ungerechtigkeit wird das
Gericht über sie endgiltig vollzogen, aber vor mir wird keine Berechnung 5
angestellt werden nach den Monaten, da, wie sie erforscht und erfahren
haben, die Erde und ihre Bewohner untergehen sollen. 11 Und diese
(sind es, die) keine Umkehr kennen bis in Ewigkeit, weil sie (die Engel)
ihnen das Verborgene gezeigt haben, und sie sind die Verdammten. Aber
was dich betrifft, mein Sohn, so weiss der Herr der Geister, dass du 10
rein und frei bist von diesem Vorwurf wegen der Geheimnisse. 12 Und
er hat deinen Namen fest gegründet unter den Heiligen und wird dich
bewahren unter allen, die auf Erden wohnen; und er hat deinen Samen
in Gerechtigkeit zu Königen und zu grossen Ehren bestimmt, und aus
deinem Samen wird eine Quelle von Gerechten und Heiligen ohne 15
Zahl in Ewigkeit hervorbrechen.«
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Cap. 66. Und darnach zeigte er mir die Strafengel, die bereit
sind, zu kommen und alle Kräfte des Wassers, das unter der Erde ist,
loszulassen, dass es zum Gericht und zum Verderben werde für alle,
die auf dem Festland Sitz und Wohnung haben. 2 Und der Herr der 20
Geister gab den Engeln, die ausgingen, Befehl, dass sie nicht die Hände
erheben, sondern acht geben sollten, denn jene Engel waren über die
Kräfte des Wassers (gesetzt). 3 Und ich ging hinweg aus dem Angesicht
Henochs.
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Cap. 67. Und in jenen Tagen erging das Wort Gottes an mich, 25
und er sprach zu mir: »Noah, dein Los ist heraufgekommen vor
mich, ein Los ohne Tadel, ein Los der Liebe und Rechtschaffenheit.
2 Und jetzt bearbeiten die Engel Hölzer, und wenn sie jenen Auftrag
ausgeführt haben werden, so werde ich meine Hand darauf legen, und
es bewahren; und der Same des Lebens soll daraus hervorgehen und 30
soll in den neuen Zustand eintreten, damit die Erde nicht leer bleibe.
3 Und ich werde deinen Samen vor mir fest gründen in Ewigkeit und
werde die, welche bei dir wohnen, aufs Geratewohl über die Ober-
fläche der Erde hin ausbreiten, und er wird gesegnet sein und sich
mehren angesichts der Erde im Namen des Herrn.«
4 Und er wird jene Engel, die die Ungerechtigkeit gezeigt haben,
5 in jenes brennende Thal einschliessen, welches mir zuvor mein Gross-
vater Henoch gezeigt hatte, im Westen bei den Bergen des Goldes
und Silbers, des Eisens und des Gussmetalls und des Zinns. 5 Und
ich sah jenes Thal, in dem eine gewaltige Bewegung war, und ein
Hin- und Herwogen der Wasser. 6 Und als dieses alles geschah, entstand
10 aus jenem feurigen Metallguss und der Bewegung, die sie (die Wasser)
hin und her schaukelte, an jenem Orte ein Schwefelgeruch, und er ver-
band sich mit jenen Wassern; und jenes Thal der Engel, die die
Menschen verführt haben, brennt immerzu unter der Erde dort. 7 Und
durch die Thäler derselben (Erde) kommen Feuerströme, da wo jene
15 Engel gestraft werden, welche die Bewohner der Erde verführt
haben. 8 Und jene Wasser werden in jenen Tagen den Königen und
Mächtigen und Hohen und denen, die auf Erden wohnen, zur Heilung
des Leibes, aber zur Marter des Geistes dienen; ihr Geist ist ja voll
Wollust, so dass ihr Leib gestraft wird, weil sie den Namen des Herrn
20 der Geister verleugnet haben. Sie sehen ihre tägliche Strafe, und
glauben doch nicht an seinen Namen. 9 Und je ärger ihr Leib brennt,
um so mehr werden sie eine Veränderung am Geiste spüren auf immer
und ewig, denn niemand darf vor dem Herrn der Geister unnütze
Reden führen. 10 Denn das Gericht kommt über sie, weil sie an
25 die Wollust ihres Fleisches glauben und den Geist des Herrn ver-
leugnen. 11 Und jene Wasser selbst werden in jenen Tagen eine Ver-
änderung erleiden: denn wenn jene Engel in jenen Wassern gestraft
werden, so ändern sich jene Wasserquellen in betreff ihrer Hitze, und
wenn die Engel aufsteigen, so wird jenes Wasser der Quellen sich ändern
30 und kalt werden. 12 Und ich hörte Michael anheben und sprechen:
»Dieses Gericht, mit dem die Engel gerichtet werden, ist ein Zeugnis
für die Könige und Mächtigen, welche die Erde besitzen. 13 Denn
diese Wasser des Gerichts dienen zur Heilung des Leibes der Fürsten
und zur Wollust ihres Fleisches; aber sie sehen nicht und glauben
nicht, dass jene Wasser sich ändern und ein ewig brennendes Feuer
werden werden«.
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Cap. 68. Und danach gab mir mein Grrossvater Henoch in einem
Buche die Zeichen aller Geheimnisse und die Mahnreden, die ihm gegeben 5
worden waren, und stellte sie für mich in den Worten des Buches der
Mahnreden zusammen. 2 Und an jenem Tage antwortete Michael dem
Rafael, indem er sprach: »Die Kraft des Geistes reisst mich hin und
bringt mich in Erregung über die Schwere des Gerichtes der Geheimnisse,
des Gerichtes * * *, wer kann die Härte des vollzogenen Gerichts ertragen, 10
vor dem sie dahinschmelzen?« 3 Und abermals antwortete Michael
und sprach zu Rafael: »Wer ist es, dessen Herz sich dabei nicht schuldig
fühlte, und dessen Nieren nicht erschüttert würden von diesem Worte
des Gerichts, (das) über sie ausgegangen ist von denen, die sie so heraus-
geführt haben?« 4 Und es geschah, als er vor dem Herrn der Geister 15
stand, sprach Michael also zu Rafael: »Ich werde nicht für sie sein unter
den Augen des Herrn, denn der Herr ist erzürnt auf sie, weil sie thun,
als wären sie der Herr. 5 Darum wird über sie alles Verborgene
kommen für alle Ewigkeit, denn weder Engel noch Mensch wird seinen
Anteil erhalten, sondern sie allein werden ihr Gericht für alle Ewigkeit 20
empfangen haben.«
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Cap. 69. Und nach diesem Gericht werden sie ihnen Schrecken
und Angst einjagen, weil sie dies denen, die auf Erden wohnen, gezeigt
haben. 2 Und siehe da die Namen jener Engel, [und das sind ihre
Namen: der erste von ihnen Semjaza, der zweite Arestiqifa, der dritte 25
Armen, der vierte Kokabiel, der fünfte Turiel^ der sechste Ramiel, der
siebente Daniel, der achte Neqeel, der neunte Baraqiel, der zehnte Azazel,
der elfte Armaros, der zwölfte Batariel^ der dreizehnte Basasael, der
vierzehnte Auaniel, der fünfzehnte Turiel, der sechzehnte Sampsiel, der
siebzehnte Jetariel, der achtzehnte Tumael, der neunzehnte Turiel, der
zwanzigste Rumael, der einundzwanzigste Azazeel. 3 Und das sind
die Obersten ihrer Anführer und die Namen ihrer Hauptleute über
5 hundert, über fünfzig und über zehn.] 4. Der Name des ersten ist Jeqon,
das ist der, welcher alle die Kinder der Engel verführt hat: er brachte
sie herab auf die Erde und verführte sie durch die Töchter der Menschen.
5 Und der zweite heisst Asbiel; der gab den Kindern der Engel bösen
Rat ein und verführte sie, ihre Leiber mit den Töchtern der Menschen
10 zu verderben. 6 Und der dritte heisst Gadriel, das ist der, der den
Menschenkindern alle tödtlichen Schläge zeigte. Er hat auch die Eva ver-
führt und hat die Mordwerkzeuge den Menschenkindern gezeigt: Schild,
Panzer und Schwert zum Kampfe, und alle Mordwerkzeuge für die
Menschenkinder. 7 Und aus seiner Hand sind * sie ausgegangen zu
15 allen, die auf Erden wohnen, von jener Stunde an bis in alle Ewigkeit.
8 Und der vierte heisst Penemue; der hat den Menschenkindern das
Bittere und Süsse gezeigt, und hat ihnen alle Geheimnisse ihrer Weis-
heit kundgethan. 9 Er hat die Menschen das Schreiben mit Tinte und
Papier gelehrt, und dadurch versündigen sich viele von Ewigkeit zu
20 Ewigkeit und bis auf den heutigen Tag. 10 Denn die Menschen sind
nicht zu derartigem geschaffen: mit Feder und Tinte ihre Treue zu be-
kräftigen. 11 Denn die Menschen sind (zu) nichts anderem als die
Engel geschaffen, (nämlich) gerecht und rein zu bleiben, und der Tod,
der alles vernichtet, hätte sie nicht angerührt; vielmehr durch diese
25 ihre Erkenntnis gehen sie zu Grunde, und durch diese Kraft verzehrt er
mich. (?) 12 Und der fünfte heisst Kasdeja, das ist der, der den Men-
schenkindern alle bösen Schläge der Geister und Dämonen gezeigt hat:
[und] den Schlag des Embryo im Mutterleib, dass er abgehe, und den
Schlag der Seele, den Biss der Schlange und den Schlag, der durch
30 die Mittags(hitze) entsteht, den Sohn der Schlange, Tabat mit Namen.
13 Und das ist die Zahl (?) des Kasbiel, der Hauptschwur, den er den Hei-
ligen zeigte, als er droben in der Herrlichkeit wohnte, und sein Name
ist Beqa. 14 Dieser sagte zu Michael, dass er ihm den verborgenen
Namen zeigen möchte, damit sie ihn beim Schwüre aussprechen könnten,
so dass vor diesem Namen und Schwur diejenigen erzitterten, die den
Menschenkindern alles Verborgene gezeigt hatten. 15 Und das ist die
Kraft dieses Schwures, denn er ist kräftig und stark; und er hat diesen
Schwur Akae in die Hand Michaels niedergelegt. 16 Und das sind die Ge- 5
heimnisse dieses Schwures: ■?«■ ^ -x- und ist fest gegründet durch seinen
Schwur, der Himmel ist aufgehängt worden, ehe die Welt geschajffen wurde
und bis in Ewigkeit durch ihn; 17 und die Erde ist über dem Wasser
gegründet worden, und aus dem Verborgenen der Berge kommen köst-
liche Wasser hertor von der Schöpfung der Welt bis in Ewigkeit. 10
18 Durch jenen Schwur ist das Meer geschaffen, und als seinen (jrund
hat er ihm für die Zeit der Wut den Sand gelegt; und es darf nicht
darüberhinaus schreiten von Schöpfung der Welt bis in Ewigkeit.
19 Und durch den Schwur sind die Abgründe gefestigt, sie stehen und
rühren sich nicht von ihrer Stelle von Ewigkeit zu Ewigkeit. 20 Durch 15
den Schwur vollenden Sonne und Mond ihren Lauf und weichen nicht
ab von ihrer Vorschrift von Ewigkeit zu Ewigkeit. 21 Und durch
jenen Schwur vollenden die Sterne ihren Lauf; er ruft ihre Namen und
sie antworten ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit. 22 Und ebenso (vollenden)
die Geister des Wassers, der Lüfte und aller Winde [und] ihre Wege aus 20
allen Richtungen der Wind(rose) her. [23 Und daselbt werden die Stimme
des Donners und das Leuchten des Blitzes aufbewahrt, und daselbst
werden die Vorräte des Hagels und die Vorräte des Reifs, die Vorräte
des Nebels, die Vorräte des Regens und Taus aufbewahrt. 24 Sie
alle bekennen und danken vor dem Herrn der Geister und rühmen mit 25
aller ihrer Kraft; und ihre Speise besteht aus lauter Danken, und sie
danken, rühmen und erheben im Namen des Herrn der Geister in alle
Ewigkeit.] 25 Und dieser Schwur ist mächtig über sie, und sie werden
durch ihn bewahrt, und ihre Pfade werden bewahrt, und ihre Bahn wird
nicht gestört.
26 Und es herrschte unter ihnen eine grosse Freude, und sie priesen,
rühmten und erhoben darum, dass ihnen der Name jenes Menschensohnes
5 offenbart worden war. 27 Und er setzte sich auf den Thron seiner Herr-
lichkeit und die Summe des Gerichts ward ihm, dem Menschensohne»
übergeben, und er lässt verschwinden und vertilgt die Sünde vom Ant-
litz der Erde, und die, welche die Welt verführt haben. 28 Mit
Ketten werden sie gebunden und an ihrem dem Verderben geweihten
10 Versammlungsorte eingeschlossen werden, und all ihr Werk wird ver-
schwinden vom Antlitz der Erde. 29 Und von nun an wird es nichts
Verderbtes mehr geben; denn jener Mannessohn ist erschienen und
hat sich auf den Thron seiner Herrlichkeit gesetzt, und alles Böse
wird vor seinem Angesicht verschwinden und dahingehen, aber das
15 Wort jenes Mannessohnes wird fest stehen vor dem Herrn der Geister.
Das ist die dritte Mahnrede Henochs.
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Cap. 70. Und danach geschah es, (dass) sein Name bei seinen Leb-
zeiten zu jenem Menschensohne und zu dem Herrn der Geister erhöht
wurde, hinweg von denen, die auf Erden leben. 2 Und er wurde auf
20 Wagen des Geistes erhoben, und (sogar) der Name ging unter ihnen
verloren. 3 Und von jenem Tage an wurde ich nicht mehr zu ihnen
gezählt, und er setzte mich zwischen zwei Himmelsgegenden, zwischen
Norden und Westen, wo die Engel die Schnüre nahmen, um für mich
den Ort der Auserwählten und Gerechten zu messen.
Und daselbst 25 sah ich die Erzväter und die Gerechten, die von uralter
Zeit an jenem Orte wohnen.
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Cap. 71. Und darnach geschah es, dass mein Geist entrückt wurde
und aufstieg in die Himmel; da sah ich die Söhne der heiligen Engel
auf Feuerflammen treten, und ihre Kleider weiss und ihr Gewand, und
30 ihr Antlitz licht wie Schnee; 2 und ich sah zwei Feuerströme, und das
Licht jenes Feuers strahlte wie Hyacinth. Da fiel ich auf mein Ange-
sicht vor dem Herrn der Geister. 3 Und der Engel Michael, einer von
den Erzengeln, fasste mich bei meiner rechten Hand, erhob mich und
führte mich hinaus zu all den Geheimnissen, und er zeigte mir alle Ge-
heimnisse der Barmherzigkeit und zeigte mir alle Geheimnisse der Ge-
rechtigkeit, 4 imd zeigte mir alle Geheimnisse der Enden des Himmels
und alle Kammern der Sterne und Lichter, aus denen sie hervorgehen
vor das Antlitz der Heiligen. 5 Und er entrückte meinen Geist, und
ich, Henoch, war in dem Himmel der Himmel, und sah dort inmitten 5
jenes Lichtes etwas, das aus Hagelsteinen erbaut schien, und zwischen
jenen Steinen züngelnde Flammen lebendigen Feuers. 6 Und mein
Geist sah einen feurigen Kreis, der jenes Haus umgab, aus seinen vier
Seiten (kamen) Strome lebendigen Feuers, und sie umringten jenes
Haus. 7 Und um dasselbe herum Seraphim, Cherubim und Ophanim; 10
das sind die, welche nicht schlafen und den Thron seiner Herrlichkeit
bewachen. 8 Und ich sah unzählige Engel, tausend mal tausend und
zehntausend mal zehntausend, jenes Haus umgeben, und Michael, Rafael,
Gabriel und Fanuel und die heiligen Engel^ die oben im Himmel sind,
in jenem Hause ein- und ausgehen. 9 Und es traten heraus aus jenem 15
Hause Michael, Gabriel, Rafael und Fanuel und viele heilige Engel
ohne Zahl, 10 und mit ihnen das betagte Haupt; sein Haupt war weiss
und rein wie Wolle, und sein Kleid unbeschreiblich. 11 Da fiel ich
auf mein Angesicht, und mein ganzer Leib schmolz dahin, und mein
Geist wurde verwandelt, und ich schrie mit lauter Stimme mit dem 20
Geiste der Kraft und pries und rühmte und erhob (ihn). 12 Und diese
Lobpreisungen, die aus meinem Munde ausgingen, waren wohlgefällig
vor jenem betagten Haupte. 13 Und es kam jenes betagte Haupt mit
Michael, Gabriel, Rafael und Fanuel und Tausenden und Zehntausenden
von Engeln ohne Zahl. 14 Und jener kam zu mir, grüsste mich mit 25
seiner Stimme und sprach: »Du bist der Mannessohn, der zur Ge-
rechtigkeit geboren ist; und Gerechtigkeit wohnt über dir, und die Ge-
rechtigkeit des betagten Hauptes verlässt dich nicht.« 15 Und er sagte
zu mir: »Er ruft dir Heil zu im Namen der künftigen Welt, denn von
dort aus ist das Heil ausgegangen seit Erschaffung der Welt, und so 30
wird es auch dir zu teil werden immerdar und in alle Ewigkeit.
16 Und alle werden auf deinem Wege wandeln, da die Gerechtigkeit dich
nimmermehr verlässt; bei dir wird ihre Wohnung sein und bei dir ihr
Los, und von dir werden sie sich nie und in alle Ewigkeit nicht mehr
trennen.« 17 Und so wird langes Leben sein bei jenem Menschensohne,
und es wird Frieden geben für die Gerechten und einen ebenen Weg
für die Gerechten im Namen des Herrn der Geister immer und ewig-
lich.
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Cap. 72. Das Buch über den Umlauf der Himmelslichter, wie es sich mit den einzelnen verhält nach ihren Klassen, nach ihrer Herr- schaft und ihrer Zeit, nach ihrem Namen und ihren Ursprungsorten und 10 ihren Monaten, die mir Uriel, der heilige Engel, der bei mir war (und) der ihr Führer ist, zeigte; und er zeigte mir die ganze Beschreibung, wie es sich damit verhält, und wie es sich mit allen Jahren der Welt verhält bis in Ewigkeit, bis die neue Schöpfung, die in Ewigkeit währt, geschaffen wird. 2 Und das ist das erste Gesetz der Lichter: 15 das Licht »Sonne« hat seinen Aufgang in den Thoren des Himmels, die nach Osten zu liegen, und seinen Untergang in den westlichen Thoren des Himmels. 3 Und ich sah sechs Thore, aus denen die Sonne hervor- geht, und sechs Thore, wo die Sonne untergeht; auch der Mond geht in jenen Thoren auf und unter, und die Führer der "Sterne samt denen, 20 die sie führen. Sechs sind im Osten und sechs im Westen, und alle eins genau nach dem andern gerichtet, und viele Fenster sind rechts und links von jenen Thoren. 4 Zuerst geht das grosse Licht hervor, Sonne genannt, und sein Umkreis ist wie der Umkreis des Himmels, und es ist ganz mit Feuer angefüllt, welches Licht und Wärme 25 spendet. 5 Und die Wagen, in denen es aufsteigt, treibt der Wind. Und die Sonne geht unter (und verschwindet) vom Himmel und wendet um in nördlicher Richtung, um ihren Weg gen Osten zu nehmen; und sie wird (so) geführt, dass sie zu dem betreffenden Thore kommt und leuchtet (wieder) am Himmel. 6 In dieser Weise geht 30 sie im ersten Monat in dem grossen Thore auf, und zwar geht sie ge- rade in dem vierten Thore von jenen sechs östlichen Thoren auf. 7 Und an eben jenem vierten Thore, aus welchem die Sonne im ersten Monat hervorgeht, sind zwölf Fensteröffnungen, aus denen, wann sie zu ihrer Zeit geöffnet werden, Flammen hervorbrechen. 8 Wenn die Sonne am Himmel aufsteigt, kommt sie durch jenes vierte Thor dreissig Morgen lang hervor und genau durch das vierte Thor im Westen geht sie unter. 9 Und in dieser Zeit wird ein Tag immer länger als der andere und eine Nacht immer kürzer als die andere bis zum dreissigsten Morgen. 10 Und an jenem Tage ist der Tag um das Doppelte 5 eines Neuntels länger als die Nacht, und der Tag umfasst gerade zehn Teile und die Nacht gerade acht Teile. 11 Und die Sonne geht aus jenem vierten Thore hervor und geht im vierten unter und kehrt zurück zum fünften Thore im Osten dreissig Morgen lang und geht aus diesem auf und geht im fünften Thore unter. 12 Dann 10 wird der Tag um zwei Teile länger, und der Tag enthält elf Teile, und die Nacht wird kürzer und besteht aus sieben Teilen. 13 Und die Sonne kehrt nach Osten zurück und tritt in das sechste Thor ein, und sie geht im sechsten Thore auf und unter einunddreissig Morgen lang wegen seines Zeichens. 14 Und an jenem Tage wird der 15 Tag länger als die Nacht, so dass der Tag das Doppelte der Nacht beträgt und aus zwölf Teilen besteht, und die Nacht wird kürzer und besteht aus sechs Teilen. 15 Und es erhebt sich die Sonne, so dass (nun) der Tag kürzer und die Nacht länger wird; und die Sonne kehrt nach Osten zurück und tritt in das sechste Thor ein und geht darin 20 dreissig Morgen lang auf und unter. 16 Und wenn die dreissig Morgen um sind, ist der Tag gerade um ein Teil kürzer und besteht aus elf Teilen und die Nacht aus sieben Teilen. 17 Und die Sonne tritt im Westen aus jenem sechsten Thor und geht nach Osten und geht im fünften Thore dreissig Morgen lang auf und geht im Westen 25 wieder im fünften westlichen Thore unter. 18 An jenem Tage wird der Tag um zwei Teile kürzer und besteht aus zehn Teilen und die Nacht aus acht Teilen. 19 Und die Sonne kommt aus jenem fünften Thore hervor und geht im fünften westlichen Thore unter; und sie geht im vierten Thore seines Zeichens wegen einunddreissig Morgen auf 30 und geht im Westen unter. 20 An jenem Tage gleicht sich der Tag mit der Nacht aus und wird ebenso (lang), und es umfasst die Nacht neun Teile und der Tag neun Teile. 21 Und die Sonne geht aus eben jenem Thore hervor und geht im Westen unter und kehrt nach Osten zurück und geht im dritten Thore dreissig Morgen lang auf und geht 35 im Westen im dritten Thore unter. 22 Und an jenem Tage wird die Nacht länger als der Tag, und eine Nacht wird länger als die andere, und ein Tag wird kürzer als der andere bis zum dreissigsten Morgen; und die Nacht umfasst genau zehn Teile, und der Tag acht Teile. 23 Und die Sonne geht aus jenem dritten Thore hervor und geht im 5 dritten Thore im Westen unter und kehrt nach Osten zurück und geht im zweiten Thore im Osten dreissig Morgen lang auf und geht ebenso im zweiten Thore im Westen des Himmels unter. 24 Und an jenem Tage besteht die Nacht aus elf Teilen und der Tag aus sieben Teilen. 25 Und an jenem Tage geht die Sonne aus jenem zweiten Thore her- 10 vor und im Westen im zweiten Thore unter, und kehrt nach Osten zu- rück in das erste Thor einunddreissig Morgen lang, und im ersten Thore geht sie im Westen des Himmels unter. 26 Und an jenem Tage ist die Nacht am längsten und beträgt das Doppelte des Tages, die Nacht umfasst genau zwölf Teile und der Tag sechs Teile. 27 Hiermit 15 hat die Sonne ihre Bahnabschnitte durchlaufen und lenkt wieder um auf diesen Abschnitten und tritt in alle ihre Thore ein dreissig Morgen lang und geht auch gegenüber im Westen unter. 28 Und an jenem Tage hat die Nacht an Länge um ein Neuntel abgenommen [das ist ein Teil] und beteht aus elf Theilen und der Tag aus sieben Teilen. 20 29 Und die Sonne ist umgekehrt und in das zweite östliche Thor ein- getreten und kehrt (nun) auf diesen ihren Bahnabschnitten zurück dreissig Morgen lang, auf- und untergehend. 30 Und an jenem Tage nimmt die Nacht an Länge ab und besteht aus zehn Teilen und der Tag aus acht Teilen. 31 Und an jenem Tage geht die Sonne aus 25 jenem zweiten Thore hervor und geht im Westen unter und kehrt nach Osten zurück und geht im dritten Thore auf einunddreissig Morgen lang und geht im Westen des Himmes unter. 32 Und an jenem Tage nimmt die Nacht (wiederum) ab und besteht aus neun Teilen, und der Tag besteht aus neun Teilen, somit gleicht sich die Nacht mit 30 dem Tage aus, und das Jahr umfasst genau dreihundert und vierund- sechzig Tage. 33 Und die Länge des Tages und der Nacht und die Kürze des Tages und der Nacht — infolge des Laufs der Sonne fallen sie verschieden aus. 34 Und so kommt es, dass ihr Lauf von Tag zu Tag länger und von Nacht zu Nacht kürzer wird. 35 Und das 35 ist das Gesetz und der Lauf der Sonne und ihre Rückkehr, so oft — sechzigmal — zurück kommt und aufgeht jenes grosse Licht, welches Sonne genannt wird immer und ewiglich. 36 Und das, was (so) auf- geht, ist das grosse Licht und wird nach seiner Erscheinung genannt, wie der Herr befohlen hat. 37 Wie sie aufgeht, so geht sie unter, sie nimmt nicht ab und ruht nicht, sondern läuft Tag und Nacht, und ihr 5 Licht ist siebenmal heller als das des Mondes; aber an Grösse sind die beiden gleich.
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Cap. 73, Und nach diesem Gesetz sah ich ein anderes Gesetz für
das kleine Licht, welches Mond genannt wird. 2 Und sein Umkreis
ist wie der Umkreis des Himmels, und seinen Wagen, auf dem es 10
fährt, treibt der Wind, und nach Mass wird ihm das Licht gegeben.
3 Und in jedem Monat verändert sich sein Auf- und Untergjang, und
seine Tage sind wie die Tage der Sonne, und wenn sein Licht
gleichmässig (voll) geworden ist, dann beträgt es den siebenten Teil
des Lichtes der Sonne. 4 Und so geht er auf. Die erste Sichel 15
(wörtl. sein Anfang) im Osten tritt am dreissigsten Morgen hervor, am
jenem Tage wird er sichtbar und wird für euch zum Mondesanfang am
dreissigsten Tage zugleich mit der Sonne in dem Thore, in welchem die
Sonne aufgeht. 5 Und die eine Hälfte von ihm ist mit einem Siebentel
sichtbar, und sein ganzer (übriger) Umkreis ist leer, und hat kein Licht 20
bis auf das Siebentel, (das ist) ein Vierzehntel seines (ganzen) Lichtes.
6 Wann er aber ein Siebentel und ein halbes (Siebentel) von seinem
Lichte annimmt, so macht sein Licht ein Dreizehntel (des Ganzen) und
ein halbes dazu aus. 7 Und er geht mit der Sonne unter, und wenn
die Sonne aufgeht, geht er mit ihr auf und nimmt die Hälfte eines
Lichtteiles an, und in jener Nacht, bei Beginn seines Morgens, am An-
fang seines Tages, geht der Mond mit der Sonne unter und ist unsicht-
5 bar in jener Nacht mit seinen dreizehn Teilen und der Hälfte von
einem. 8 Und er wird an jenem Tage mit genau einem Siebentel
sichtbar und geht auf und weicht ab vom Aufgang der Sonne
imd an seinen übrigen Tagen leuchtet er mit den (andern) dreizehn
Teilen.
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Cap. 74. Und eine andere Bahn und (ein anderes) Gesetz sah ich
für ihn, indem er nach jenem Gesetz seinen monatlichen Lauf zu stände
bringt. 2 Und dies alles zeigte mir Uriel, der heilige Engel, welcher
der Führer von ihnen allen ist, und ich schrieb ihre Stellungen auf,
wie er sie mir zeigte, und schrieb ihre Monate nieder, so wie sie sind,
15 und die Erscheinung ihres Lichtes, bis fünfzehn Tage um sind. 3 In
einzelnen Siebenteln macht er sein ganzes Licht im Osten voll, und
in Siebenteln macht er seine ganze Finsternis im Westen voll. 4 In
bestimmten Monaten ändert er seinen Untergang, und in bestimmten
Monaten geht er seine besondere Bahn. 5 In zwei Monaten geht er (der
20 Mond) mit der Sonne unter in jenen beiden mittleren Thoren, nämlich
dem dritten und vierten Thore. 6 Er geht sieben Tage lang hervor,
macht seinen Umlauf und kehrt wieder zu dem Thore zurück, wo die
Sonne aufgeht, da macht er sein ganzes Licht voll, lenkt ab von der
Sonne und tritt im Verlauf von acht Tagen in das sechste Thor ein,
25 aus dem die Sonne hervorzugehen pflegt. 7 Und wenn die Sonne aus
dem vierten Thore hervorgeht, geht er sieben Tage (daselbst) hervor,
bis er aus dem fünften hervorgeht, und kehrt wiederum in sieben Tagen
in das vierte Thor zurück und macht sein ganzes Licht voll, weicht
ab und tritt im Verlauf von acht Tagen in das erste Thor ein. 8 Und
wiederum kehrt er in sieben Tagen in das vierte Thor zurück, aus dem
die Sonne hervorgeht. 9 So sah ich ihre Stellungen, wie die Monde
aufgehen und die Sonne untergeht. 10 In jenen Tagen hat, wenn man
fünf Jahre zusammenaddiert, die Sonne dreissig Tage Überschuss, aber 5
alle Tage, die ihr für eins von jenen fünf Jahren zukommen, betragen,
wenn sie voll sind, 364 Tage. 11 Und der überschuss der Sonne und
der Sterne beläuft sich auf sechs Tage, für fünf Jahre (je) sechs macht
dreissig Tage: der Mond bleibt also hinter der Sonne und den Sternen um
dreissig Tage zurück. 12 Aber der Mond führt lauter genaue Jahre 10
herbei, so dass ihre Stellung nie vorauseilt oder zurückbleibt (auch nur)
um einen Tag, sondern sie (die Monde) vollziehen den Jahreswechsel
richtig in genau 364 Tagen. 13 Drei Jahre haben 1092 Tage, und
fünf Jahre 1820 Tage, so dass für acht Jahre 2912 Tage herauskommen.
14 a Für den Mond allein belaufen sich die Tage in drei Jahren auf 15
1062, und in fünf Jahren bleibt er um fünfzig Tage zurück. 15 Somit
ergeben sich für fünf Jahre 1770 Tage, so dass für den Mond bei
acht Jahren 2832 Tage herauskommen. 14b [Denn zu der obigen
Summe (d. i. 1770) müssen (1000 +) 62 hinzugefügt werden]. 16 [Es
sind nämlich in acht Jahren seine Tage um achtzig zurückgeblieben.] 20
Die Gesamtzahl der Tage (also), die er hinter acht (Sonnen-) Jahren
zurück geblieben ist, beträgt achtzig. 17 Und das Jahr wird richtig zum
Schluss gebracht nach ihren (der Monde) Weltstationen und den Stationen
der Sonne, sofern sie (Sonne und Mond) aus den Thoren aufgehen, in
denen sie (die Sonne) dreissig Tage auf- und untergeht.
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Cap. 75» Und die Führer der Häupter der Tausende (Chiliarchen),
die über die ganze Schöpfung und über alle Sterne gesetzt sind,
sind mit jenen vier eingeschalteten (Tagen), als unzertrennlich von
ihrem Amt, nach der Berechnung des Jahres (verbunden), und sie thun
ihren Dienst an den vier Tagen, die in der Berechnung des Jahres 30
nicht mitgerechnet werden. 2 Und ihretwegen sind die Menschen im
Irrtum über sie, denn jene Lichter leisten in Wahrheit Dienste an den
Weltstationen eins im ersten und eins im dritten, eins im vierten
und eins im sechsten Thore, und die Harmonie des Weltlaufes wird in
dreihundertvierundsechzig einzelnen Weltstationen zu stände gebracht.
3 Denn die Zeichen und Zeiten, die Jahre und Tage zeigte mir der
Engel Uriel, den der Herr der Herrlichkeit auf ewig über alle himm-
5 lischen Lichter am Himmel und in der Welt gesetzt hat, damit sie
an der Oberfläche des Himmels regieren und auf Erden sichtbar seien und
Führer würden für Tag und Nacht, (nämlich) Sonne, Mond und Sterne
und alle dienenden Geschöpfe, die in allen Wagen des Himmels ihre
Umfahrt machen. 4 Ebenso zeigte mir Uriel zwölf Thüröffnungen in dem
10 Rund des Sonnen wagens am Himmel, aus denen die Sonnenstrahlen
hervorbrechen, und aus denen die Wärme über die Erde hin hervor-
geht, wenn sie zu den Zeiten, die für sie bestimmt sind, geöffnet
werden. 5 [Und (solche) für die Winde und den Geist des Taus,
wenn sie geöffnet werden^ offenstehend am Himmel an den Enden.]
15 6 Zwölf Thore sah ich ata Himmel über den Enden der Erde, aus
denen Sonne, Mond und Sterne und alle Himmelskörper im Osten und
Westen hervorgehen. 7 Und viele Fensteröffnungen zur Rechten und
zur Linken, aber ein Fenster spendet zu seiner Zeit die Wärme, ent-
sprechend jenen Thoren, aus denen die Sterne hervorgehen, so wie er
20 ihnen befohlen hat, und in denen sie untergehen nach ihrer Zahl.
8 Und ich sah Wagen am Himmel durch den Weltraum laufen ober-
halb jener Thore, in denen die nie untergehenden Sterne kreisen.
9 Und einer ist grösser als sie alle, und der ist es, der den ganzen
Weltraum umkreist.
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Cap. 76* Und an den Enden der Erde sah ich nach allen Richtungen
hin zwölf Thore geöffnet, aus denen die Winde hervorgehen und über die
Erde hinwehen. 2 Drei davon sind offen an der Vorderseite des Himmels
und drei an der Abendseite, drei auf der rechten Seite des Himmels
und drei auf der linken. 3 Und die drei ersten sind die nach Osten
30 zu, und drei nach Norden, und drei hinter denen zur Linken, nach
Süden zu, und drei im Westen. 4 Durch vier von ihnen kommen
Winde des Segens und des Heils, und aus jenen acht kommen Winde
des Unheils; wenn sie entsendet werden, bringen sie Verheerung über
die ganze Erde und das Wasser auf ihr und über alle, die sie be-
35 wohnen, und über aUes, was im Wasser und auf dem Trocknen ist.
5 Und der erste Wind aus jenen Thoren, welcher der Östliche heisst,
kommt durch das erste Thor, das im Osten liegt mit einer Wendung
nach Süden zu, aus ihm konamen Verwüstung, Trockenheit, Hitze und
Verderben hervor. 6 Und durch das zweite mittlere Thor geht die
gerade Richtlinie hindurch, und es kommen daraus hervor Regen,
Fruchtbarkeit, Wohlsein und Tau. Und durch das dritte Thor, das gegen 5
Norden zu liegt, kommen Kälte und Trockenheit hervor. 7 Und nach
diesen kommen die südlichen Winde durch drei Thore hervor, als erster
kommt durch das erste derselben, das dem Osten zugekehrt ist, der
Glutwind hervor; 8 und durch das mittlere Thor, das daneben liegt,
kommen Wohlgerüche, Tau, Regen, Wohlsein und Gesundheit hervor. 10
9 Und durch das dritte Thor, das nach Westen zu liegt, kommen Tau,
Regen, Heuschrecken und Verwüstung hervor. 10 Und darnach die
Winde aus Norden [der auch Meer heisst, ein Name, der jedoch ver-
schwunden ist]: aus dem siebenten Thore, das nach Osten zu liegt,
[mit einer Wendung nach Süden] gehen Tau, Regen, Heuschrecken 15
und Verwüstung hervor. 11 Und aus dem mittleren Thore mit gerader
Richtung gehen Gesundheit, Regen, Tau und Wohlsein hervor, und
aus dem dritten Thore noch Westen zu [mit einer Wendung nach
Norden] gehen Nebel, Reif, Schnee, Regen, Tau und Heuschrecken her-
vor. 12 Und darnach [viertens] die Westwinde: durch das erste Thor, das 20
dem Norden zugekehrt ist, gehen Tau, Reif, Kälte, Schnee und Frost
hervor, 13 und aus dem mittleren Thore kommen Tau, Regen, Wohl-
sein und Segen, und aus dem letzten Thore, das dem Süden zugekehrt
ist, kommen Trockenheit, Verwüstung, Brand und Verderben hervor.
14 Damit sind die zwölf Thore der vier Himmelsgegenden zu Ende; 25
und alle ihre Gesetze, ihr Unheil und ihr Heil habe ich dir, mein Sohn
Methusala, gezeigt.
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Cap. 77* Und die erste Weltgegend nennt man die östliche, denn sie ist die vorderste; 2 und die zweite nennt man Süden, denn daselbst steigt der Höchste herab, und ganz besonders kommt da herab der, 30 welcher in Ewigkeit gepriesen ist. Und die Westgegend heisst die abnehmende, weil daselbst alle Lichter des Himmels abnehmen und herniedergehen. 3 Und die vierte Weltgegend, welche Norden heisst, wird in drei Teile geteilt; der erste davon ist die Wohnung für die Menschen, der zweite ist mit Wassenneeren und Thälern, "Wäldern und Flüssen, Finsternis und Nebel ausgestattet; und der dritte mit dem Garten der Gerechtigkeit. 4 Sieben hohe Berge sah ich, die höher als alle Berge auf Erden waren, und aus ihnen kommt der Reif hervor. 5 Und es schwinden dahin die Tage, Zeiten und Jahre. 5 Sieben Ströme sah ich auf der Erde, grösser als alle anderen; einer dj^von aus dem Westen kommend, ergiesst sein Wasser in das grosse Meer, 6 und jene zwei kommen vom Norden her zum Meere und ergiessen ihr Wasser in das erythräische Meer im Osten. 7 Und die übrigen vier 10 kommen auf der Nordseite hervor (und strömen) bis zu ihrem Meere, (zwei) bis zum erythräischen Meere, und zwei ergiessen sich in das grosse Meer daselbst [— einige sagen in die Wüste]. 8 Sieben grosse Inseln sah ich im Meere und am Lande, zwei am Lande und fünf im grossen Meere.
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Cap. 78. Und die Namen der Sonne sind folgende: der erste
Orjares und der zweite Tomas. 2 Und der Mond hat vier Namen:
der erste Asonja, der zweite Ebla, der dritte Benase, der vierte Era'e.
3 Das sind die beiden grossen Lichter; ihr Umkreis ist wie der Um-
kreis des Himmels, und die Grösse des Umkreises der beiden ist gleich.
20 4 In dem Rund der Sonne sind sieben Lichtteile, um welche sie reicher
ist als der Mond, und nach bestimmtem Masse wird (davon) hinein (in
den Mond) gethan, bis der siebente Teil der Sonne zu Ende ist.
5 Und sie gehen unter und treten in die Thore des Westens ein, und
beschreiben ihren Kreislauf über den Norden und treten durch die öst-
25 liehen Thore an die Oberfläche des Himmels hervor. 6 Und wenn der
Mond sich erhebt, wird er am Himmel sichtbar, indem die Hälfte
eines Siebentels Licht in ihm ist, und in vierzehn Tagen macht
er sein ganzes Licht voll. 7 Auch dreimal fünf Teile Licht werden in
ihn hinein gethan, (sodass) bis zum fünfzehnten Tage sein Licht voll
30 wird nach dem Zeichen des Jahres, und er wird zu dreimal fünf Teilen.
Der Mond entsteht also durch die Hälften eines Siebentels. 8 Und bei
seiner Abnahme verringert er sich am ersten Tage bis zu vierzehn
seiner Lichtteile, am zweiten bis zu dreizehn, am dritten zu zwöl^ am
vierten zu elf, am fünften zu zehn, am sechsten zu neun, am siebenten
zu acht, am achten zu sieben, am nennten zu sechs, am zehnten zu
fünf, am elften zu vier, am zwölften zu drei, am dreizehnten zu zwei,
am vierzehnten bis zur Hälfte eines Siebentels seines ganzen Lichtes,
und am fünfzehnten verschwindet der Rest vom Ganzen. 9 Und in
bestimmten Monaten hat der Mond je neunundzwanzig Tage, und ein- 5
mal achtundzwanzig. 10 Und noch eine andere Anordnung zeigte mir
Uriel, (nämlich darüber) wann dem Monde Licht zugeteilt wird, und auf
welcher Seite es ihm von der Sonne zuerteilt wird. 11 Die ganze
Zeit, da der Mond in seinem Lichte fortschreitet, thut er (solches in
sich) hinein der Sonne gegenüber (stehend); binnen vierzehn Tagen 10
wird sein Licht voll, aber (erst) wenn er ganz in Flammen steht, ist
sein Licht am Himmel voll. 12 Am ersten Tage wird er Neumond
genannt, denn an diesem Tage tritt das Licht an ihm hervor. 13 Und
er wird genau an dem Tage voll, da die Sonne im Westen hinabsinkt und
er vom Osten her nachts emporsteigt; und der Mond leuchtet die 15
ganze Nacht, bis die Sonne ihm gegenüber aufgeht, und er der Sonne
gegenüber gesehen wird. 14 Und da wo das Licht des Mondes hervor-
tritt, da nimmt es auch wieder ab, bis sein ganzes Licht verschwindet,
und die Tage des Monats zu Ende gehen, und sein Rund leer bleibt
ohne Licht. 15 Und drei Monate lang bringt er es auf je dreissig 20
Tage, und zu seiner Zeit drei Monate lang auf je neunundzwanzig
Tage, in denen er seine Abnahme bewerkstelligt in der ersten Zeithälfte
und im ersten Thore in einhundert und siebenundsiebzig Tagen. 16 Und
in der Zeit seines Ausgangs erscheint er drei Monate lang je dreissig
Tage und drei Monate lang je neunundzwanzig Tage. 17 Bei Nacht 25
erscheint er je zwanzig Tage lang wie ein Mann, und bei Tage wie
der Himmel, denn etwas anderes als sein Licht ist nicht in ihm.
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Cap. 79» Und nun, mein Sohn, habe ich dir alles gezeigt, und zu
Ende ist das Gesetz aller Sterne der Himmel. 2 Und er zeigte mir
das ganze Gesetz derselben für jeden Tag, für jede Zeit, die gerade die 30
Herrschaft führt, und für jedes Jahr und seinen Ausgang, und nach den
Vorschriften ftir jeden Monat und alle Wochen, 3 und die Abnahme
des Mondes, die im sechsten Thore stattfindet, denn in diesem sechsten
Thore wird sein Licht voll, und darnach tritt der Anfang der Abnahme
ein, 4 (und die Abnahme) die im ersten Thore stattfindet zu seiner
5 Zeit, bis einhundert und siebenundsiebzig Tage zu Ende sind, und in
der Rechnung nach Wochen fünfundzwanzig (Wochen) und zwei
Tage; 5 und wie er hinter der Sonne und nach der Ordnung der Sterne
genau fünf Tage in einem Zeit(abschmtt) zurückbleibt und wann
dieser Standort, den du jetzt siehst, abgethan ist. 6 Das ist das Bild
10 und die Skizze eines jeden Lichtes, wie der grosse Engel Uriel, ihr
Führer, sie mir zeigte.
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Cap. 80. Und in jenen Tagen antwortete mir der Engel Uriel
und sprach zu mir: »Siehe, ich habe dir alles gezeigt, o Henoch, und
habe dir alles offenbart, dass du sehen solltest diese Sonne und
15 diesen Mond, und diejenigen, welche die Sterne des Himmels führen,
und alle, die sie wenden, ihre Art und Weise, ihre Zeiten und ihre
Ausgänge. 2 Und in den Tagen der Sünder werden die Jahre kürzer
werden, und ihre Saat wird sich auf ihrem Lande und auf ihrem
Ackerfelde verspäten, und alle Dinge auf Erden werden sich ändern
20 und werden nicht zum Vorschein kommen zu ihrer Zeit, und der Regen
wird zurückgehalten werden, und der Himmel wird (ihn) festhalten.
3 Und in jenen Zeiten werden die Früchte der Erde sich verspäten und wer-
den nicht schwellen zu ihrer Zeit, und die Früchte der Bäume werden
aufgehalten werden in ihrer Zeit. 4 Und der Mond wird seine Ordnung
25 ändern und wird nicht erscheinen zu seiner Zeit. 5 Und in jenen
Tagen wird am Himmel eine grosse Unfruchtbarkeit gesehen werden,
kommend auf dem äussersten Wagen nach Westen, und er wird heller
erscheinen, als es die Ordnung des Lichtes bestimmt. 6 Und viele
Häupter der Ordnungssterne (?) werden in der Irre gehen, und diese wer-
den ihre Bahnen und ihr Thun ändern, und werden nicht zu den
Zeiten, die für sie festgesetzt waren, erscheinen. 7 Und die ganze Ord-
nung der Sterne wird den Sündern verschlossen sein, und die Gedanken
derer, die auf Erden wohnen, werden in der Irre sein über sie, sie 5
werden von allen ihren Wegen abweichen und sie werden im Irrtum
sein und sie für Götter halten. 8 Und das Unglück, das sie trifft,
wird vielfältig sein, und das Strafgericht wird über sie kommen, um
alle zu vernichten.«
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Cap. 81* Und er sprach zu mir: »Betrachte, o Henoch, diese 10
himmlischen Tafeln und lies, was darauf geschrieben ist, und merke
dir alles einzelne«. 2 Und ich betrachtete die himmlischen Tafeln,
und las alles, was darauf geschrieben war, und merkte mir alles und
las das Buch aller Werke der Menschen und aUer Fleischgeborenen
auf Erden bis in die fernsten Geschlechter. 3 Und darnach pries ich 15
den grossen Herrn, den König der Herrlichkeit für alle Zeit, dass er
die ganze Schöpfung der Welt gemacht hat, und ich rühmte den Herrn
wegen seiner Geduld und pries ihn wegen der Söhne Adams. 4 Darauf
sagte ich: »Selig der Mann, der als ein Gerechter und Guter stirbt,
über den gar keine Schrift der Ungerechtigkeit niedergeschrieben ist, 20
noch am Tage des Gerichts vorgefunden wird.« 5 Und jene sieben
Heiligen brachten mich und setzten mich auf die Erde vor die Thür
meines Hauses und sprachen zu mir: »Thue alles deinem Sohne Me-
thusala kund und zeige allen deinen Kindern, dass kein Sterblicher vor
dem Herrn gerecht ist, denn er ist ihr Schöpfer. 6 Ein Jahr wollen 25
wir dich bei deinem Sohne lassen, bis du wieder gekräftigt bist, damit
du deine Kinder belehrst, und (es) für sie niederschreibst und (es) allen
deinen Kindern bezeugst; aber im andern Jahre wird man dich weg-
nehmen aus ihrer Mitte. 7 Sei guten Mutes, denn die Guten werden
den Guten die Gerechtigkeit kund thun, der Gerechte wird mit dem 30
Gerechten sich freuen, und sie werden sich untereinander beglück-
wünschen. 8 Der Sünder aber wird mit dem Sünder sterben und der
Abtrünnige mit dem Abtrünnigen versinken. 9 Und die, welche Ge-
rechtigkeit üben, werden iim der Thaten der Menschen willen sterben
und werden eingesammelt werden wegen des Thuns der Gottlosen.«
10 Und in jenen Tagen hörten sie auf mit mir zu reden, und ich kam
5 zu meinen Leuten, indem ich den Herrn der Welt pries.
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Cap. 82. Und nun, mein Sohn Methusala, erzähle ich dir alle
diese Dinge und schreibe sie für dich auf, und alles habe ich dir
offenbart und habe dir die Schriften über dies alles gegeben; so be-
wahre denn, mein Sohn, das Buch von der Hand deines Vaters
10 und (gieb acht), dass du es den Geschlechtem der Welt überlieferst.
2 Weisheit habe ich dir und deinen Kindern und deinen künftigen
Nachkommen gegeben, dass sie ihren Kindern auf Geschlechter hinaus
diese Weisheit überliefern, die ihr Verständnis übersteigt. 3 Und
welche Verstand haben, werden nicht schlafen, sondern mit ihren Ohren
15 aufhorchen, um diese Weisheit zu lernen, und sie wird denen, die da-
von essen, mehr gefallen als treffliche Speisen. 4 Selig sind alle Ge-
rechten, selig sind alle, die auf dem Wege der Gerechtigkeit
wandeln und nicht sündigen wie die Sünder in der Zählung aller ihrer
Tage, an denen die Sonne am Himmel wandelt, in den Thoren ein- und
20 ausgehend dreissig Tage lang mit den Häuptern über Tausend (Chili-
archen) aus der Ordnung der Sterne samt den vier eingeschalteten,
welche zwischen den vier Jahresteilen scheiden, die sie führen und mit
denen sie an vier Tagen eintreten. 5 Ihretwegen verfallen die
Menschen in Irrtum und rechnen sie nicht in der Rechnung des ganzen
25 Weltlaufs, weil die Menschen nichts von ihnen wissen und sie nicht
genau kennen. 6 Denn sie gehören in die Rechnung des Jahres
und sind der Wahrheit gemäss (darin) aufgezeichnet für immer, einer
im ersten Thore, einer im dritten, einer im vierten und einer im sechsten,
und das Jahr wird vollständig in dreihundert und vierundsechzig Tagen.
30 7 Der Bericht darüber ist wahrhaftig und die aufgezeichnete Berech-
nung genau, denn die Lichter und die Monate und die Feste, Jahre
und Tage hat mir Uriel gezeigt und eingegeben, dem der Herr der
ganzen Weltschöpfung für mich Befehl gegeben hatte über das Heer
des Himmels. 8 Und er hat die Macht über Nacht und Tag am
Himmel, um das Licht über die Menschen scheinen zu lassen: Sonne
Mond und Sterne und alle Himmelsmächte, die umlaufen in ihren
Kreisen. 9 Und das ist die Ordnung der Sterne, die an ihren Orten,
zu ihren Zeiten an ihren Festen und Monaten untergehen. 10 Und
das sind die Namen ihrer Führer, welche acht geben, dass sie ein- 5
treten zu ihren Fristen, die sie führen an ihren Orten, nach ihren Ord-
nungen, zu ihren Zeiten, in ihren Monaten, in ihren Herrschaftsgebieten
und Stellungen. 11 Ihre vier Führer (Toparchen), die die vier Jahres-
teile scheiden, treten zuerst auf, und nach ihnen die zwölf Führer der
Ordnungen (Taxiarchen), die die Monate scheiden, und für die drei- 10
hundertundsechzig sind es die Häupter über Tausend (Chiliarchen), welche
die Tage scheiden, und für die vier Schalttage sind diejenigen die
Führer, welche die vier Jahresteile scheiden. 12 Und von jenen Häuptern
über Tausend wird je eins zwischen Führer und Geführtem hinter der
Stelle eingeschoben, und ihre Führer vollziehen die Scheidung. 13 Und 15
das sind die Namen der Führer, welche die vier festgesetzten Jahres-
teile scheiden: Malkiel, Elimelech, Melejal und Narel. 14 Und die
Namen derer, welche sie führen: Adnarel, Ijasusael und Ijelumiel; diese
drei folgen den Taxiarchen, und einer folgt den drei Taxiarchen, die jenen
Toparchen folgen, welche die vier Jahreszeiten scheiden, 15 Im An- 20
fang des Jahres geht zuerst Malkiel auf und herrscht, der Tama*^ani
und Sonne genannt wird, und die ganze Zeit seiner Herrschaft, in der
er regiert, sind einunndneunzig Tage. 16 Und das sind die Kenn-
zeichen der Tage, die sich auf Erden zeigen müssen in den Tagen
seiner Herrschaft: Schweiss, Hitze und Windstille; alle Bäume treiben 25
Früchte, die Blätter kommen zum Vorschein an allen Bäumen, Weizen-
emte und Rosenblüte, allerlei Blumen, sprossend auf dem Felde, und
die Winterbäume werden dürr. 17 Und das sind die Namen der unter-
geordneten Führer: Barkiel, Zalbesael und ein anderer, der hinzugefügt
wird, ein Chiliarch, heisst Helojaseph; damit sind die Tage der Herr- 30
Schaft derselben zu Ende. 18 Der andere Führer, der nach ihnen
kommt, ist Elimelech, den man leuchtende Sonne nennt; und alle Tage
seines Lichtes betragen einundneunzig Tage. 19 Und das sind die
Kennzeichen (seiner) Tage auf Erden: Glut und Trockenheit und die
Bäume bringen ihre Früchte zur Reife und bieten alle ihre Früchte aus-
gereift und gezeitigt dar; und die Schafe paaren sich und werden trächtig;
und man sammelt alle Früchte der Erde und alles, was auf den Feldern
ist, und Weinkelterung; das geschieht in den Tagen seiner Herrschaft.
5 20 Und das sind die Namen und Ordnungen und Führer dieser Chiliar-
chen: Gedael, Keel und Heel, und der Name des Chiliarchen, der noch
zu ihnen hinzu kommt, ist Asfael; damit sind die Tage seiner Herrschaft
zu Ende.
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